Dienstag, 25. November 2008

Muräne ist eingegangen

Wie ich gestern voller Vorfreude auf meine Muräne nach Hause komme, sehe ich sie regungslos am Grund liegen. Sie ist leider tot.
Unabhängig davon, ob ihre Vorgeschichte, der Transport oder der kurze Aufenthalt in meinem Becken zum Tod beigetragen haben, bin am Ende immer ich als "Endkonsument" oder eben Nachfrager schuld daran, dass wieder ein wildes Tier eingegangen ist, obschon es allenfalls im Meer noch lange hätte leben können.
Ich glaube vom moralischen Standpunkt her ist das eine der schwierigsten Situationen, mit der ein Aquarianer umgehen muss. Wir sind alle tierlieb und naturverbunden, nehmen uns aber das Recht heraus, wilde Tiere als Wohnzimmer-Spektakel einzufangen, und das bewusst auf die Gefahr hin, dass sie eingehen.
Diese Doppelmoral schlummert ein bisschen in jedem von uns. Teilweise lässt sich die Gefangenschaft von Tieren dadurch rechtfertigen, dass Sie einen repräsentativen Auftrag für die Tierwelt übernehmen und den Menschen auf die Natur sensibilisieren. Fraglich, ob ein Wohnzimmeraquarium selbst unter diesem Aspekt verhältnismässig ist.
Als Aquarianer kann ich nun zwei mögliche Schlüsse aus diesem Vorfall ziehen:
  • Ich erwerbe keine Muräne mehr, weil ich nicht als Einzelner dazu beitragen möchte, dass Muränen weiterhin gefangen werden und in Aquarien eingehen.
  • Ich tue das Eingehen meiner Muräne als unglücklichen Vorfall ab und versuche es nochmals. Dies auf die Gefahr hin, dass ich, sollte es denn nochmals schief gehen, dann zwei Muränen auf dem Gewissen hätte.

Keine einfache Entscheidung und gerne würde ich sagen, dass ich noch unentschlossen sei. Tatsächlich schreit aber der Egoist in mir nach einem zweiten Versuch. "Es geht doch auch in diversen anderen Aquarien, also muss es auch bei mir funktioneren", rede ich mir ein.

Am Samstag werde ich noch mit Massi darüber sprechen und seine Meinung abholen.

Sonntag, 23. November 2008

Die Muräne

Ein kleiner Traum wurde wahr, als mich Massi letzten Donnerstag angerufen hatte, um mir mitzuteilen, dass meine Nasenmuräne mit der heutigen Lieferung gekommen sei. Die Bestellung bei Xingu hatte -aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen- mehrmals nicht geklappt, so dass ich letzten Samstag bei Massi dieselbe Bestellung aufgab. Und siehe da: 5 Tage später ist die Muräne da.

Glücklicherweise hatte ich mein Becken bereits ausbruchsicher gemacht und auch die 60cm Höhle war bereit. Die Nasenmuräne ist etwa 50 cm lang und rund 1 cm dick. Von der Färbung her hat sie verschiedene fluoreszierende Blautöne und einen zintronengelben Kamm. Ein sehr schönes Exemplar.

Die Wasseranpassung und das Einsetzen verliefen reibungslos, so dass ich schon meine ersten Schnappschüsse machen konnte:




Kaum war die Nasenmuräne eingesetzt, sollten sich meine Ausbruchsicherungen bewähren. Sie kroch wie eine Landschlange über die Filterkästen und den Styroporrändern entlang (an der Luft!):


Sie dreht auch gerne ihre Runden an der Wasseroberfläche und streckt dabei den Kopf leicht aus dem Wasser:



Ein faszinierender Anblick, wenn sich die Muräne durch das Becken schlängelt und ihre fluoreszierende Zeichnung verschiedene Blautöne leuchten lässt.



Ihre persönliche V.I.P.-Höhle hat sie bis jetzt noch nicht angenommen. Nur einmal konnte ich sie -nach verzweifelter Suche- darin entdecken.

Meine grösste Sorge ist momentan die Fütterung. Bisher ist die Muräne nämlich auf keine meiner Fütterungsmethoden eingegangen (Reichung von Krill mit Futterzange, Rohrfütterung mit Artemia, Krill lose in das Becken geben). Allerdings sei Futterverweigerung über mehrere Wochen nicht unüblich bei Muränen, lese ich im Internet.

Fisch Update

Hawai-Doktor:
Als Nachfolger von Foxy kaufe ich bei Massi einen schönen Hawai-Doktor mit Vorgeschichte: Offenbar wurde er von seinem Vorbesitzer nur mit Flockenfutter genährt, so dass er mit der Zeit sein schönes gelb beinahe verloren hatte. Aus der Literatur lese ich, dass Hawai-Doktoren ubedingt mit Grünfutter genährt werden sollten. Unter Massis Fürsorge fand der Hawai-Doktor jedenfalls wieder zu seiner zitronengelben Erscheinung zurück und ich hoffe, dass ich ihm in meien Becken nun noch den wohlverdienten Ruhestand bieten kann.
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Mandarinfisch
Vor zwei Wochen konnte ich dem schönen Kleid des Mandarins nicht widerstehen. Unmittelbar nach dem Einsetzen wurde er von den Lippfischen mit Bissen attackiert. Für die Lippfische ein tödliches Unterfangen, weil der Mandarin einen hochgiftigen Schleim zur Verteidigung absondern kann. Tatsächlich fängt sich ein Lippfisch eine Ladung Schleim ein und verkriecht sich daraufhin für Stunden in einer Steinspalte. Glücklicherweise haben aber schlussendlich alle Beteiligten die Beckenintegration des Mandarins überlebt.
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Zebrasoma Scopas
Schon lange hatte mich der kleine Scopas bei Massi fasziniert. Färbung und Zeichnung sind zwar im Vergleich zu Artgenossen unscheinbar aber dennoch fasziniert mich seine Gestalt. Es scheint fast so, als ob er alle Farben in sich vereint und je nach Blickwinkel ändert sich die Zeichnung:
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Nemos
Wenn meine Anemone sich schon wieder mal blicken lässt, nutze ich die Gelegenheit, um meine Nemos abzuknippsen. Beide sehen kräftig und wohlgenährt aus.
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Dorie
Wo die Nemos sind, kann Dorie nicht weit sein. Sie ist immer noch die unangefochtene Chefin im Becken:
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Der Rest
Auch all meinen restlichen Bewohnern geht es soweit gut und ich bin froh, dass ich bis auf Foxy noch keinen meiner anderen Fische verlieren musste.

Fütterung der Korallen

Zwei mal pro Woche füttere ich meine Korallen mit Krill, Artemia oder Krabbeneiern.

Die Scolymia bekommt einen halben Krill auf die Tentakel gesetzt...



...die Beute wird gierig zur Mundöffnung gereicht....



...und weg war er...


...rülps...


Auch die Baby-Fungia lässt sich ihren 1/3-Krill schmecken:



Wie ich das erste mal die Scheibenanemonen mit Krabbeneiern füttere, sehe ich, dass sich diese gar umstülpen, um die Beute zu verdauen:


Dienstag, 11. November 2008

Projekt Muräne

Muränen faszinieren mich und beim Tauchen nehme ich mir jedes Mal die Zeit, dieses prähistorische Raubtier ganz genau aber auch mit respektvollem Abstand zu betrachten.

Kann man Muränen auch im Aquarium halten? Offenbar ja, sagt mir mein erster Research bei Google. Es kommt sehr stark darauf an, welche Art man pflegen möchte. Die Nasenmuräne eignet sich wohl am besten für die Haltung in kleinen Aquarien:


Die Nasenmuräne ist mit rund 60 cm eine relativ kleine Art und farblich sehr attraktiv (Sie ändert ihre Farbe im Verlaufe der Zeit von Schwarz, über Blau bis zu Gelb. Zudem ist sie verglichen mit ihren Artgenossen weniger räuberisch und vergreift sich maximal an einer Garnele oder an einem Einsiedler. Ohne Mitsprache meiner Garnelen und Einsiedler fiel die Güterabwägung rasch zu Gunsten der Muräne aus und ich bestellte vor 3 Wochen bei Riu Xingu in Winterthur eine Nasenmuräne.

Da ich die Muräne diese oder nächste Woche erwarte, habe ich gestern mein Aquarium umgebaut:
Einer Muräne sollte man unbedingt eine Versteckmöglichkeit bieten, bestenfalls in Form einer Höhle in Körperlänge. So kaufe ich im Coop Hobby Center ein graues 60 cm langes PVC-Rohr mit etwa 10 cm Durchmesser. Damit mein Aquarium nicht wie der Überlauf der Hauskanalisation aussieht, verziehre ich die Oberfläche des Rohrs mit einer Mischung aus grobem Meersand und Aquarien-Silikon. Zudem klebe ich einzelne kleine Riffsteine auf und gestalte insbesondere den Höhlenausgang noch etwas natürlicher. Das Rohr soll schlussendlich schräg im Bodengrund eingelegt werden.





Im Übrigen neigen Muränen offenbar sehr stark dazu, aus Aquarien zu flüchten. Einige Arten können sich wie Schlangen fortbewegen und kriechen regelrecht aus dem Aquarium. Sie nutzen jeden noch so kleinen Spalt um zu entkommen und Berichte im Internet erzählen davon, dass sich Muränen bis zu 30 cm senkrecht aus dem Wasser heben können.

Glücklicherweise ist mein Aquarium ohnehin in einer Ecknische platziert, so dass ich mit Styroporplatten ohne viel Aufwand die Seiten sowie den 3 cm breiten spalt zwischen Rückwand und Aquarium abdecken kann. Damit sollte das Aquarium für Muränen und sprungfreudige Fische ausbruchsicher sein.



Sobald ich meine Muräne endlich habe, werde ich Genaueres berichten.

Traurige Neuigkeiten

Foxy, der Zebrasoma Doktorfisch, machte mir schon seit längerem Sorgen. Er atmete jeweils sehr schnell und zeigte durch ruckartige Bewegungen und Kratzspuren an der Seite, dass ihn etwas reizt. Der Verdacht auf Kiemenwürmer lag nah und so setzte ich ihn in ein Medikamentenbad. Leider zeigte auch diese Therapie keine nachhaltige Verbesserung. In den letzten Tagen nahm er nur zögerlich an den Fütterungen teil.
Heute fand ich Foxy tot auf dem Bodengrund. Tut mir echt Leid um ihn. Auf jeden Fall ist er jetzt von seinem Leiden erlöst.

project "annoy the anemone"

Jeden Tag nerve ich mich daran, dass die Anemone mit den zwei Nemos in den hinteren Teil des Beckens gezogen ist und nun dort beharrlich residiert. Wenn das so weiter geht, sterbe ich einmal zwei drei Jahre früher, weil ich mich ewig nerven musste. Mit typisch menschlicher Überheblichkeit berufe ich mich auf meine intellektuelle Überlegenheit gegenüber der Anemone und bereite einen fiesen Trick vor: Mein Plan ist es, ihr an ihrem jetztigen Standort das Licht zu nehmen, so dass sie zum Wandern gezwungen ist....harrharrharr. Mit Plastikteller und Kabelbinder fertige ich den dafür notwendigen Sonnenschirm an und platziere ihn über der Anemone.






Zwei Tage später ist die Anemone tatsächlich auch von vorne wieder sichtbar:




Leider hat sich der Fuss der Anemone kein bisschen bewegt und sie hat sich lediglich etwa 20 cm in die Länge gestreckt, um an das Licht zu kommen. Das heisst, sobald ich den Teller wieder demontiere, wird sie wieder verschwinden. Ich könnte natürlich noch 3 - 4 weitere Teller montieren aber dann sähe das Aquarium aus wie das Hausriff von Manila.

Aber noch ist der Mensch nicht am Ende seines Lateins! Ich bastle an einem Strömungskrümmer, den ich auf die Anemone richten kann, um es ihr so richtig stürmisch, ungemütlich zu machen.



Auch nach einer Woche noch zeigt sich die Anemone von der Strömungskur völlig unbeeindruckt und klebt immer noch am selben Platz, wohlwissend dass der Besitzer des Aquariums spätestens bevor er das nächste Mal Gäste hat, den Krümmer wieder entfernen wird. Sie sollte recht behalten.
Ja und so sitzt Madame noch immer am selben Platz und ich tüftle schon an der nächsten "Raffinesse". Fortsetzung folgt....