Montag, 24. August 2009

Mayday im Aquarium!!!!!!

Mit dem Besuch sitze ich gemütlich auf dem Balkon und geniesse die Vorspeise an diesem traumhaften, warmen Sommerabend. Um die Zeit zwischen Vor- und Hauptspeise zu überbrücken, zeige ich das Aquarium und erkläre die jüngst eingeführte Wodka-Methode. Als rhetorischer Zündfunke leite ich die Führung mit einem beiläufigen "Ich kippe jetzt täglich einen Schluck Wodka in's Aquarium" ein. Die darauf folgenden Fragen werden mit nüchterner Kompetenz beantwortet: Alkohol wird beigegeben, um eine Bakterienkultur zu züchten, welche ihrerseits das unerwünschte Nitrat abbaut. Nicht ohne Stolz zeige ich noch, als Beweis für den Zuchtfortschritt, den leicht weisslichen Bakterienfilm an der Frontscheibe, welcher sich beim Abwischen zu einer Dunstwolke auflöst...
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...was jetzt folgt, lässt jedem Aquarianer das Blut in den Adern gefrieren...
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...der Besuch unterbricht und fragt verwundert, ob es den normal sei, dass die Fische derart schnell atmen würden... Gerade hole ich Luft, um abzuwinken und zu sagen "vööölllig normal", als mir ebenfalls auffällt, das der Paletten Doktor wie ein Triathlet im Ziel hechelt und nach Sauerstoff ringt. Mein Blick huscht von Fisch zu Fisch und tatsächlich japsen ausnahmslos alle panisch nach Sauerstoff. Sogar die Muränen und der Kofferfisch sind sprichwörtlich ausser Atem. Blitzartig schiesst mir in den Kopf, was ich noch gestern in der Badewanne über Risiken der Wodka-Methode gelesen und, so muss ich zugeben, belächelt hatte: Die durch die Zugabe von Wodka schnell heranwachsende Bakterienkultur kann derart viel Sauerstoff verbrauchen, dass es für die übrigen Beckenbewohner nicht mehr genug hat. Ganze Becken wurden so ausradiert.
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Sofort leiste ich erste Hilfe und stecke den Lindenholzausströmer des Abschäumers in das Aquarium. Des Weiteren richte ich die Strömungspumpen gegeneinander aus, so dass ein abwärtsgerichteter Wirbel entsteht, der die Luft von der Oberfläche förmlich in das Becken saugt. Nach 30 Sekunden sieht mein Aquarium wie eine frisch geöffnete Mineralwasserflasche aus:

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Nach rund 30 Minuten haben sich alle Fische erholt und atmen wieder normal. Gott sei Dank! Ich hätte mir das nie verziehen.
Und nun zur Unfalluntersuchung, bzw. zur Frage "Warum zur Hölle ist das passiert?":

Ich gebe seit rund 9 Tagen 1 ml Wodka pro 100 l Wasser bei, das macht, 4.2 ml pro Tag (Die Erfahrung aus dem Wasserwechseln zeigt, dass ich etwa 420 l Wasser im Becken habe). Am Samstag kaufe ich bei Riu Xingu in Winterthur noch eine -offenbar revolutionäre- Filterplatte, um den heranwachsenden Bakterien eine optimale Brutstätte zu bieten (http://www.reefresh2o.com/). Die Platte schneide ich in zwei Teile, so dass ich diese in den gut durchströmten Filterkästen verstauen kann:

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Seit Samstag träufelte ich zwei mal 4.2 ml Wodka über diese Filterplatten in's Becken, in der guten Absicht, damit die Kultivierung der nitratabbauenden Bakterien zu fördern. Wie ich heute um 16.00 nach Hause komme und gerade das Licht im Aquarium angeht, verhalten sich alle Fische noch normal. Es fällt mir lediglich auf, dass die Sternchenmuräne beim Atmen das Maul ausserordentlich weit öffnet. Ich mache mir darüber aber keine weiteren Gedanken. ...und danach nahmen die Dingen wie vorab beschrieben ihren Lauf...
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Ich komme vorläufig zum Schluss, dass folgende Faktoren kumulativ die Sauerstoffarmut verursacht hatten:
  1. Die Wodka-Dosierung war, entgegen der allgemeinen Praxis, für mein Becken zu hoch, so dass zu viele Bakterien entstanden sind.
  2. Die Zugabe von Alkohol direkt in die Filterplatten beschleunigte das Bakterienwachstum.
  3. Mit dem Einschalten der Tagesbeleuchtung und durch das demonstrative Abwischen der Bakterien von der Frontscheibe, wurden diese aktiviert und verbrauchten noch mehr Sauerstoff, was vermutlich den Sauerstoffanteil kurzfristig drastisch senkte.
  4. Die Aussentemperatur von rund 30°C wirkte sich ebenfalls positiv auf das Bakterienwachstum aus.

Ironie des heutigen Abends: Der Nitratwert ist unverändert bei 100mg/l.

Fazit: Wer die Wodka-Methode anwendet, geht auf einem schmalen Grat. Lieber etwas zu tief dosieren und kontinuierlich die Wodkamenge anheben.

Wie weiter? Die Belüftung führe ich bis morgen früh fort und setze die Zugabe von Wodka für einen Tag aus. Danach halbiere ich die Dosierung auf 2.1 ml Wodka (auf 420 L Wasser) und beobachte so oft, als möglich. Möge Neptun mit uns sein... ;)

Samstag, 22. August 2009

Wodka-Methode

Mit einem Nitratwert von 100 mg/l (!), einem grau-grünen Algenbelag über den Steinen und einem langsamen Absterben einzelner Steinkorallen ist eine Kehrtwende mittels folgender Massnahmen angesagt:
  • Umsetzen von vier Fischen in ein anderes Becken (Fuchsgesicht, Scopas & 2 x Lippfische)
  • Anwendung der Wodka-Methode
  • 5 Kg neues Lebendgestein angeschafft
  • 2 grosse extrem poröse Filterplatten zur Schaffung von sauerstoffarmen Zonen installiert
  • Wasserwechsel alle 2 Wochen 60 L
Was ich über die Wodka-Methode in Erfahrung bringen konnte, tönt durchwegs positiv, so dass ich nun seit einer Woche 1ml Wodka pro 100 l Aquarien-Inhalt zugebe. Die Menge werde ich dann kontinuierlich steigern. Die Fische werden nächste Woche umgesetzt.....ich bin etwas frustriert und hoffe auf Genesung meines. Beckens...wir werden sehen...

Dienstag, 18. August 2009

Tauchen im Aquarium II

Das "Dive with the Sharks"-Angebot im Siam Ocean World Bangkok, dem grössten Aquarium in Südostasien, dürfte in seiner Art wohl weltweit einzigartig sein. Bereits vor einem Jahr machte ich darin einen Tauchgang und nun bot sich während einem Zwischenhalt in Bangkok abermals die Gelegenheit dazu.
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Eine der vielen Plexiglas-Wände:
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Das Hauptaquarium fasst 2.8 Mio. Liter Wasser. Entsprechend aufwändig ist die Technik im Hintergrund. Nachdem ich von der Technik ein paar Schnappschüsse mit der Digicam machte, wies mich der Tauchguide an, dies bitte zu unterlassen, da die Einrichtung offenbar geheim sei...
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Das Aquarium von oben:
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Na das nenn ich mal 'nen Abschäumer:
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Grosse Ozonisatoren konnte ich ebenfalls erspähen. Mehrere Sandfilter verrichten hier ihren Dienst:
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Und natürlich lohnt sich auch eine hauseigene Artemia-Zucht:
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Der strenggeheime Zuchtbereich des Aquariums:
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Auch die Dicke des Plexiglasses fällt etwas grosszügiger aus als im heimigen Aquarium:
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Ja und dann ging's rein in das 2.8 Mio.-Liter Becken:
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Entgegen ihrem wenig gewinnenden Lächeln, handelt es sich bei Sandtigerhaien grundsätzlich um harmlose Zeitgenossen:
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