Samstag, 2. Oktober 2010

buntes Treiben...

Die Artemias wachsen zu ungeahnter Grösse an (teilweise über 1 cm)....und: Sie scheinen sich tatsächlich zu paaren, wie der nachstehende Schnappschuss der aquaristischen Sittenpolizei deutlich zeigt. Das Männlein hält ein Weibchen mit den Klauen fest...so lief das also zu Urzeiten:
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Montag, 27. September 2010

Zaubertrank funktioniert!!!

Nachdem ich vor 10 Tagen eine eigene Futtermischung für die Aufzucht von Artemia-Nauplien braute (vgl. letzter Beitrag) und täglich das Wasser damit anreicherte, so dass es immer leicht "neblig" war, wuchsen die Kleinen zu einer staatlichen Grösse an (Momentan im Schnitt etwa 5 mm). Nach rund einer Woche bemerkte ich, dass ein -sonst übliches- Massensterben (0 % Überlebensrate) ausblieb und die Population bei etwa 50 % Ausfall stagnierte. Ich konnte beobachten, dass viele der Artemias kleine Verdauungsfäden hinter sich herzogen, was mich dazu bewog, dem Futter etwas mehr Algen beizumischen, in der Annahme, dass dadurch die Verdauung etwas "flüssiger" werden könnte. Tatsächlich sind nun auch keine Verdauungsfäden mehr erkennbar.

Gestern ist mir mein Zaubertrank ausgegangen und so gab es Reis zum Nachtessen, damit ich das trüb-weissliche Abwasser mit Algenpulver vermischen und gefiltert in ein verschliessbares Glas füllen konnte. Daraus füttere ich jetzt vorläufig die Zöglinge.

Es ist eine wahre Freude vor dem Becken zu knien und die umherflitzenden Artemias zu beobachten....genauso hatte ich es mir immer vorgestellt. Natürlich ist an eine Verfütterung momentan nicht zu denken. Vorher möchte ich testen, ob sich die Artemias auch vermehren.
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Während mein Umfeld die Faszination für ein Meerwasseraquarium noch halbwegs nachvollziehen kann, scheint meine enorme Begeisterung für Miniatur-Salzkrebse doch Fragen aufzuwerfen... Wenn ich dann meine kleinen Artemias vorführe, sind die Reaktionen eher verhalten und erinnern mich daran, wie ich als 5jähriger meine ersten selbstgemalten Bilder den Erwachsenen zeigte... Egal, mich fasziniert das halt :)
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Artemias im Nebel...
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Fotoshooting:
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Freitag, 17. September 2010

Artemia "Experiment"

Meine bisherigen Artemia Zuchtversuche sind alle gescheitert, weil die Nauplien immer nach rund einer Woche eingingen. Für die letzten Versuche richtete ich gar ein kleines Meerwasseraquarium mit eingelaufenem Boden und Wasser aus meinem grossen Becken an und trotzdem ging mir der Zuchtansatz mehrmals ein. Gefüttert hatte ich meistens mit gefiltertem Mikrozell (Spirulina-Puder) oder mit Backhefe, weil dies in vielen Internetforen so propagiert wird. Zuletzt startete ich gar einen Versuch, bei welchem ich Artemia-Gefrierfutter auftaute und die Flüssigkeit in's Zuchtbecken gab, in der Annahme das darin die optimale Nahrung sein muss, weil die Artemias auch in dieser Flüssigkeit gezüchtet wurden. Leider scheiterte auch dieser Versuch.

Heute bin ich auf eine interessante Studie gestossen, welche die Aufzucht von Artemias mit unterschiedlichen Futterarten als Alternative zu Lebendalgen beschreibt:


Gemäss dieser Studie ist Hefe -entgegen vielen Aussagen im Internet- nicht als alleinige Nahrung für die Aufzucht geeignet (Nach 14 Tagen 90 % aller Artemias gestorben). Dies deckt sich immerhin mit meinen Erfahrungen. Mit verschiedenen Getreidemischungen (Weizen, Korn, Mais, Reis) können -gem. dieser Studie- Überlebensraten über 14 Tage von über 60 % erreicht werden. In der Studie wird nicht näher beschrieben, wie genau die Getreidemischungen hergestellt werden. Es wird bloss erwähnt, dass alle Mischungen von einem speziellen Anbieter stammen und als Mikro-Pulver aufbereitet sind. Die Ergebnisse zeigen, dass unter den besagten Konditionen bis zu 5'000 Artemia pro Liter Wasser angesetzt werden können, ohne dass die Überlebensrate unter 60 % fällt. Gefüttert wird bei diesem Besatz so, dass immer eine leichte Trübung des Wassers herrscht (Sichtweite 40 - 45 cm). Erstaunlich auch, dass das Versuchswasser Salinität 50 aufweist, was deutlich über der sonst verbreiteten Empfehlung (Salinität 35) liegt. Belüftet wurde das Versuchsbecken mittels eines Ventilators, der die Wasseroberfläche so belüftet, dass ein Sauerstoffgehalt von 4 ppm gewährleistet ist.
Drei Erkenntnisse übernehme ich für meinen laufenden Versuch (Nauplien vor 4 Tagen geschlüpft):
  • Fütterung mit Getreide-Puder (max. 5 Mikrometer) ergänzen, so dass Wasser immer leicht trüb (40 cm Sicht)
  • Minimale Belüftung
  • Salinität 50

Die Salinität in meinem 7-Liter Versuchsbecken liegt ohnehin schon bei 50 und die Belüftung ist auf ein Minimum eingestellt. Aber wie komme ich zu Getreide-Puder? In der Drogerie wollen sie mir Baby-Nahrung und Fitness-Flocken andrehen aber das wäre alles viel zu grobkörnig. Es kommt mir in den Sinn, dass sich das Wasser beim Reiskochen jeweils weisslich färbt, also koche ich kurzerhand ein bisschen Reis zu Mittag und giesse etwa in der Mitte der Kochzeit das vorige Wasser (etwa 3 dl) in eine separate Pfanne, um dort noch etwas mehr Wasser verdunsten zu lassen. Zudem richte ich Spirulina Pulver mit Wasser an (etwa 1 dl mit 4 Messerspitzen Spirulina-Puder bzw. Mikrozell), in dem ich die Mischung immer wieder durch ein extrem feines Sieb (von Auge keine Löcher erkennbar) tropfen lasse. Die angesetzte Spirulina-Flüssigkeit kippe ich in die Pfanne und gebe noch 1 Esslöffel Mehl durch ein Sieb hinzu und löse noch 1/4 Kaffelöffel Hefe darin auf. Dann lasse ich das Ganze noch etwa 20 Minuten kochen, so dass die Mischung leicht dickflüssig wird. Nachdem die Mischung ausgekühlt ist, lasse ich sie nochmals durch ein herkömmliches Küchensieb laufen, damit Eiweiss-Schlacken etc. hängen bleiben....und fertig ist das Festmahl für meine Artemia-Zucht. Ich fülle die Mischung in zwei Behälter (Zuvor mit Alkohol und danach Wasser ausgewaschen) und deponiere sie im Kühlschrank, damit ich nun jeden Tag ein paar Tropfen mit Wasser verdünnt in's Zuchtbecken geben kann, so dass immer eine leichte Trübung herrscht. Der Bodengrund im Becken besteht aus Zeolith-Steinen, die hoffentlich überschüssige Nährstoffe zu binden vermögen und so eine Art Filterwirkung haben.

Reis-Mehl-Spirulina-Hefe-Mischung ist am kochen:

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...und fertig ist der Zaubertrank:
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...im Zuchtbecken wimmelt es nur so von Nauplien, die sich hoffentlich über die erste Gabe meines Zaubertranks freuen:
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Nauplien etwa 4 Tage nach dem Schlüpfen:
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Donnerstag, 16. September 2010

Update

Beinahe 1 Jahr ist es her, als ich durch einen leichtsinnigen Versuch (Wodka-Methode) beinahe alles Leben im Becken verloren hatte.

Danach habe ich sehr langsam mit dem Wiederaufbau begonnen, den Tierbestand tief gehalten und dem Becken viel Zeit für Erholung gelassen.
Mittlerweile kann ich eine sehr positive Bilanz ziehen. Das Becken gedeiht prächtig und während meiner Abwesenheit (5 Wochen Divemaster-Kurs in Thailand) hat sich meine Tante Ruth -selber Aquaristikerin- täglich hervorragend darum gekümmert, dass dies auch so blieb. Ein unbezahlbarer Dienst.
Gesamtansicht:
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Der Hawai-Doktor ist fit und munter:
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Der Putzerfisch wird immer grösser...und hat den kleinen Nemo längst hinter sich gelassen...
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Der Zebrasoma ist ständig bemüht, dem Hawai-Doktor die Vormachtstellung im Becken streitig zu machen...
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Diese Anemone teilt sich im Schnitt alle 2 Monate, so dass ich mittlerweile 6 Stück habe.... Massi wird der dankbare Abnehmer werden müssen...
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...es wachsen gar Muscheln, die offenbar als blinde Passagiere schon lange im Becken auf bessere Bedingungen für ihr Aufwachsen warteten...
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Aus einem Stein kommen knallgelbe fächerartige "Dinger" heraus, die wunderschön ausschauen...(Bestimmung noch im Gange)...
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Auch die Röhrenkorralle überzieht, wo immer man ein Stück von ihr platziert, gleich ganze Flächen...
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Der kleine Nemo ist immer noch klein, aber offenbar langsam interessant für den grossen Nemo...jetzt müssen sich die beiden nur noch einig werden, wer Männchen und wer Weibchen sein soll. Offenbar nimmt jeweils der kleinere automatisch das männliche Geschlecht an. Dies wiederum würde aber heissen, dass der Grosse zum Weiblein konvertieren müsste, weil er vorher -als seine Herzensdame noch lebte- der Mann in der Anemone war. Jetzt kann ich immerhin verstehen, warum der grosse Nemo etwas aufgebracht war gegenüber dem Kleinen, wird er doch von ihm zu einer Geschlechtsumwandlung genötigt...müsste ich auch nicht haben.
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Dieser Barsch gehört meinem Vater und ich musste ihm vorübergehend Asyl gewähren, weil er seinen Artgenossen immer wieder attackierte. Hat er eigentlich eine Giftstachel auf dem Buckel?
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Man sieht schön, wie die Röhrenkoralle beinahe schon die gesamte Muränen-Höhle überzieht:
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Die 130 Franken für die Teppichanemone hätte ich mir gut sparen können, denn sie hat sich definitiv in einer schlecht einsebaren Ecke niedergelassen. Soll sie halt...ich hab schon lange aufgehört, mich ab Anemonen zu nerven (oder auch nicht)...
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Die Sternchenmuräne ist auf der Lauer...und neuerdings auf Diät. Sie wurde mir ein bisschen zu träge und bewegte sich nur gerade soviel, dass sie die Stinte packen konnte. Momentan gibt es alle 2 - 3 Tage eine grössere Stinte.
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Face-to-face mit der Nasenmuräne...
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Röhrenwürmer wuchern förmlich im Becken...und sogar junge Schnecken (mit Häuschen) sehe ich jeweils am morgen an der Frontscheibe.
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Der Einsiedler vergeht sich an einem Mini-Seestern...
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Die Fungia wächst auch langsam aber fortwährend. Noch immer lege ich ihr ab und zu ein kleines Stückchen Fleisch auf die äusseren Tentakel. Die Gabe gibt sie dann von Tentakel zu Tentakel weiter, bis sie schliesslich in der Mundöffnung landet.
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Mein letztes Artemia-Experiment (die Wortwahl ist bescheidener geworden) ist kläglich gescheitert. Ich hatte (vgl. letzter Beitrag) eine Art Mini-Aquarium mit viel Mulm und ein wenig Sand eingerichtet um den Artemias ein naturnahes Habitat zu bieten. Tatsächlich entwickelten sich Kopepoden, kleine Seesterne, Würmer, etc....aber die Artemias starben stets nach rund einer Woche...unabhängig davon, ob ich leicht fütterte oder nicht. Ich hab dann sogar von Massi noch lebende Artemias bezogen, die dann allerdings auch nach ein paar Tagen eingingen. Als dann das Becken so wie unten aussah, beschloss ich, es nun zu räumen (Tiere in's grosse Becken) und neu einzurichten.
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Momentan versuche ich die frisch geschlüpften Nauplien (Jung-Artemien) in Wasser mit Salintät 50 gross zu ziehen...vielleicht waren ja Bakterien oder Pilze für das Sterben der Artemia verantwortlich. Solche ungeliebten Gäste würden bei dieser Salinität hoffentlich nicht überleben, Artemia sind dagegen prädestiniert für ein Leben im Salz, kommen sie doch hauptsächlich in Salzseen vor. Als Bodengrund habe ich mich nun nicht mehr für feine Algen und Sand entschieden, weil ich beobachten konnte, dass sich die Artemien in den Algen verfangen hatten und dann eingingen. Diese Mal habe ich Zeolith-Steinchen als Bodengrund gewählt, in der Hoffnung, dass diese unerwünschte Stoffe binden und so den Zuchtansatz davor schützen.
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Füttern tue ich dieses mal mit einer Mischung aus aufgelöster Hefe und gefiltertem Mikrozell (Spirulina Algen). Die Mischung lasse ich mehrmals durch ein sehr feines Sieb (von blossem Auge keine Löcher erkennbar) tropfen, so dass wirklich nur die kleinsten Partikel in's Becken kommen. Mikrozell ist sonst zu grobkörnig für die Nauplien.
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Dienstag, 29. Juni 2010

Aller Anfang ist -einmal mehr- schwer...

Die ersten vier Tage nach dem Schlüpfen und nach der Übersiedlung in das grosse Becken haben sich die Nauplien prächtig entwickelt, waren zackig unterwegs und schienen sich, den Verdauungsfäden nach zu urteilen, auch zu ernähren. Am Tag Fünf nach der Übersiedlung fiel mir erstmals am Morgen auf, dass die Nauplien etwas langsamer unterwegs sind....liegt es an der Temperatur...oder gar am Sauerstoff? Am Tag Sieben sind auf einen Schlag nur noch etwa 20 % der Jungartemien am leben und während der nächsten drei Tage sollten schliesslich alle eingehen.
Also mal so viel zu Zuchtanleitungen im Sinne von: "Wasser, Salz, Luftpumpe und Futter und schon gibt's haufenweise Artemias". Forget it. Stundenweise durchkämme ich das Internet nach brauchbaren Zuchtanleitungen aber alle scheinen aus dem selben Horn zu blasen...und bei den meisten wird das Massensterben nach rund einer Woche als "halt normal" hingenommen... Nur ein kurzer Bericht aus Deutschland scheint etwas fundierter zu sein: http://www.lebendfutter-zucht.de/ausruestung1.html
Der Autor setzt sich mit dem Phänomen des Massensterbens auseinander und mutmasst, dass es den Artemien an richtigen Bakterien bzw. richtigem Futter fehlt. Was mir gefällt, ist sein Ansatz, dass man doch eigentlich versuchen sollte, die natürliche Umgebung der Artemien möglichst getreu nachzubilden. In einem Forum stosse ich zudem auf einen Erklärungsversuch, der den Nitrit-Peak (Anstieg von schädlichem Nitrit bei Neuansetzung eines Aquariums, der aber zum Einfahren des Stoffwechselkreislaufs dazu gehört) als Ursache für das Massensterben in's Zentrum stellt. Dem entgegen steht Massi's Aussage, dass Artemias seiner Erfahrung nach relativ Nitrit-resistent sind.
Der kleinste gemeinsame Nenner für all diese Mutmassungen würde sich doch eigentlich relativ einfach umsetzen lassen:
Die natürliche Umgebung von Artemias in einem Aquarium "nachbauen", das Becken schön einfahren lassen, damit sich alle für die Aufzucht notwendigen Algen und Bakterien bilden, und schlussendlich die Nauplien einsetzen.
So mach ich's! Als erstes bei der Natur die Umgebungsparameter abschauen...wo gibt es den Artemia in der Natur? Gemäss Wikipedia ist eines der weltgrössten Artemiavorkommen in den Salzseen in Utah (USA). Das Utah Water Science Center hat eine Website mit Informationen über verschiedene Wasserparameter (Temperatur, Salinität, PH-Wert, Planktonvorkommen, etc.) dieser Salzseen. Bsp.:
Detritus (Faulresten) scheinen dieser Website nach die Grundlage für die Entstehung von Bakterien und Plankton zu sein, welche wiederum zusammen die Hauptnahrung der Artemia-Nauplien bilden. Also offenbar braucht es einen Detritus-haltigen Bodengrund, der zusammen mit einer Planktonkultur die Basis für die gesamte Aufzuchtumgebung darstellt. Warum also sehen breitgestreute Aufzuchtanleitungen reines Salzwasser vor, das lediglich mit Aufzuchtfutter angereichert wird? ...das entbehrt sich völlig den realen Aufwuchsbedingungen von Artemien. Wir kaufen ja auch keine Doktorfische und setzen sie in frisch angesetztes Salzwasser...
Ich brauche also eingefahrenes Salzwasser, das bereits Bakterien enthält, Detritus und eine Starterkultur für Phytoplankton. Salzwasser und Detritus sauge ich problemlos aus meinem Meerwasser-Aquarium ab. Zusammen mit etwas eingefahrenem Sand bilde ich so den stark detritus-haltigen Bodengrund im kleinen Aufzuchtbecken (30 % Mulm/Detritus, 70 % Sand, zusammen etwa 5mm hoher Bodengrund). Ich gebe noch ein paar grössere Algen aus den Filterkästen meines grossen Aquariums in das Aufzuchtbecken, um dort allfällig auftauchendes Nitrat zu verstoffwechseln. Mit Belüftung lasse ich das Becken so eine Woche laufen. Eingefahren sind ja eigentlich alle Komponente, so dass es nicht erstaunt, dass Nitrit und Nitrat auch nach dieser Woche auf Null sind. Im Übrigen hat sich bereits ein feiner hellgrüner Algenteppich auf dem Beckengrund gebildet. Massi gibt mir noch ein vielversprechender Tipp: Um Phytoplankton zu erzeugen, soll ich direkt Artemia-Trockeneier in's Aufzuchtbecken geben, weil an diesen Eiern offenbar Planktonspuren aus dem natürlichen Habitat haften und im Wasser wieder zum Leben erweckt werden können. Leider kam dieser Tipp etwas spät, weil ich heute bereits die ersten, frisch-geschlüpften Nauplien wieder in das Aufzuchtbecken überführt habe. Besser wäre es also, die Nauplien nicht in einem separaten Behälter schlüpfen zu lassen, sondern einfach die Eier direkt in's Aufzuchtbecken zu geben...also wieder sehr nahe der Natur.
Auf jeden Fall, lasse ich meinen "Natur"-Versuch jetzt mal laufen...gegen Ende Woche wird's voraussichtlich wieder spannend.

Freitag, 18. Juni 2010

Artemia "Zucht"

Artemia sind eine Art Uhrzeitkrebse und dienen in der Aquaristik als hochwertige Nahrung für die Beckenbewohner. Üblicherweise werden Artemia gefroren gekauft, aufgetaut und dann verfüttert. Warum nicht selber züchten? Das tönt interessant, macht ökonomisch Sinn und freut die Fische...es gibt nichts besseres als Lebendfutter.
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Eine Recherche auf verschiedenen Websites ergibt folgendes Inventar, das für eine Aufzucht nötig ist:

- Artemia Eier
- Salz (ohne Jod, Trennmittel, etc.) ...idealerweise Meersalz für Aquarium
- Osmosewasser (ev. Leitungswasser, falls chlorarm)
- Hobby Schlüpfschale
- Aufzuchtbecken
- Belüftung (Pumpe, Schlauch, Ausströmer)
- Belichtung
- Futter

Ich kaufe für rund 25.- ein Aufzuchtbecken aus Plastik, samt Gitterabdeckung mit Futterlucke und Schlaucheinlass. Die Abdeckung ist wichtig, damit -vor allem jetzt im Sommer- nicht ständig Insekten in's Wasser fallen und dieses unnötig belasten. Die Luftpumpe von OBI für 9.- mit Schlauch und Ausströmer, Meerwassersalz sowie Osmosewasser habe ich bereits. Die Hobby-Aufzuchtschale habe ich ebenfalls von einem früheren Versuch. Im Baumarkt kaufe ich noch eine Clip-Lampe und Artemia Eier sowie Aufzuchtfutter ist im Grundsortiment jedes grösseren Aquaristikfachgeschäfts. Insgesamt für aquaristische Belange ein relativ günstiges Experiment.

1. Nauplien ("Baby-Artemias") schlüpfen lassen

Zu besagtem Zweck verwende ich die Hobby-Schlüpfschale. Es handelt sich hierbei um einen schliessbaren, schalenförmigen Behälter von etwa 25cm Durchmesser, der nur in der Mitte nach oben eine kreisrunde Öffnung von rund 3cm Durchmesser aufweist:
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Das Innenleben der Schale besteht aus Kammern, die mit lichtdurchlässigen Wänden getrennt und abwechslungsweise oben bzw. unten nicht an das Dach bzw. den Boden der Schale anschliessen, so dass eine Öffnung in die jeweils angrenzende Kammer entsteht:
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Die Schale wird bis zur vorgegebenen Markierung mit Salzwasser gefüllt (Salinität mind. 35), so dass alle Kammern geflutet sind. Danach gibt man eine Messerspitze Artemia-Eier gleichmässig verteilt in die äusserste Kammer, verschliesst die Schale und platziert sie optimalerweise unter einer Lichtquelle (Fenster od. Lampe).

Was passiert jetzt: Sobald die Artemiaeier mit Wasser in Berührung kommen, schlüpfen daraus nach rund 24 h die Nauplien...ein Wunder der Natur. Instinktiv bewegen sich die Nauplien in Richtung des Lichts, das von der Mitte der Schale aus durch die lichtdurchlässigen Trennwände bis in die äusserste Schale durchdringt. Auf ihrem Weg zur Mitte der Schale müssen die Nauplien, wie bei einem Hindernissparcour, abwechslungsweise oben und unten die Öffnungen zur jeweils nächsten Kammer durchqueren. Diese Schikane bezweckt, dass die frisch geschlüpften Nauplien von den Eierschalen getrennt werden. Sind die Nauplien nach ihrer ersten Reise in der Mitte angekommen, kann man sie bequem mittels passendem Sieb abfischen und in ein Aufzuchtbecken geben, bzw. verfüttern. Bei Nauplien handelt es sich im Wesentlichen um kleine zuckende Punkte, die für die Fütterung von ausgewachsenen Fischen kaum geeignet sind (Bei Fischaufzuchten, sieht es natürlich anders aus).
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2. Artemia aufziehen

Dieser Teil der Zucht scheint, so haben bisherige Versuche gezeigt, etwas schwieriger zu sein. Das Aufzuchtbecken fasst in meinem Fall rund 7 Liter Wasser. Genau so, wie bei einem Wasserwechsel im Aquarium, setze ich Meerwasser mit Salinität von rund 34 an und gebe es in das Becken. Der Schlauch von der Luftpumpe kann bequem durch die dafür vorgesehene Öffnung in der Abdeckung in das Becken eingelassen werden. Als Ausströmer verwende ich eine Nadel aus dem medizinischen Bedarf...Ausströmersteine sind anscheinend nur bedingt geeignet, weil sich die Nauplien darin verfangen könnten (...ob das wirklich stimmt...).
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Die Einrichtung platziere ich am Fenster, so dass nebst der künstlichen Lichtquelle auch Tageslicht eindringen kann. Künstlich wird 24 h belichtet, was -der aquaristischen Literatur nach- optimal ist....entsprechend bietet sich eine Sparlampe an. Die Temperatur im Becken sollte 20 °C nicht unterschreiten...in der Wohnung üblicherweise ja kein Problem.
Ja und so sieht das dann aus:
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Seit dem ich die Nauplien aus der Schlüpf-Schale in das Aufzuchtbecken gegeben habe ist nunmehr eine Woche vergangen. Aus nur einer Messerspitze sind hunderte von Nauplien geschlüpft... unglaublich. Nach einer Woche sind sie jetzt dem unten aufgeführten Lebenszyklus nach etwa in Phase zwei; D.h. die zwei Schwimmarme werden langsam durch die Beinchen abgelöst:
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Momentan läuft die Aufzucht super. Ich füttere mit Mikrozell, ein sgrünes sehr feines Pulver zur Aufzucht von Artemia. Ich löse das Futter vorab in Wasser auf und filtere es nochmals durch ein Artemia-Sieb, damit wirklich nur die kleinsten Partikel in's Aufzuchtbecken kommen. Offenbar würde sich auf normale Hefe aus der Lebensmittelabteilung als Futter eignen. Mein Becken ist wirklich voll von Artemia-Babys (pro cm3 etwa 3 Stück) und so gebe ich täglich eine Messerspitze Futter zu und warte mit der nächsten Fütterung, bis das Wasser wieder vollständig "klar-gefressen" ist. 3 Tage nach dem Einsetzen der Nauplien bemerkte ich, dass das Wasser, welches zu diesem Zeitpunkt schon bereits während 5 Tagen unter sehr spärlicher Belüftung angesetzt war, zu riechen begann. Sofort wechselte ich 2/3 des Wassers. Wichtig hierbei ist, dass natürlich das Wasser durch ein Sieb abgesogen wird, damit nicht Nauplien versehentlich im Abfluss landen.
So, mal schauen, wie's weiter geht....man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben und offenbar ist es durchaus üblich, dass rund 90 % der Nauplien nicht durchkommen...we will see.

Montag, 12. April 2010

Hoher Besuch...

Am Samstag gehe ich zu Massi, um mir ein neues Temperaturanzeigegerät zu kaufen...mehr nicht,...nehme ich mir vor. Auch am Postomat fahre ich eisern vorbei, wohlwissend, dass Massi keine EC- oder Postkarten-Zahlungsmöglichkeit anbietet und so mein Budget auf mein Bargeld von 100.- im Portmone beschränkt sein würde.

Digitalmesser musste ich schon zwei abschreiben, so dass ich mich nun für einen Thermometer nach dem klassischen Fiebermesserprinzip entscheide (Kosten CHF 3.90). Beinahe wäre ich besten finanziellen Gewissens nach Hause gefahren, hätte mein Blickfeld nicht noch ein wohlgenährter zutraulicher Chelmon Rostratus (Pinzettenfisch) gekreuzt. Die Schönheit dieses Fisches spricht für sich und mit einem trockenen "Topfit, schon seit 8 Wochen da und frisst....für 100.- kannst ihn haben" ist der Kauf besiegelt.

Der wunderschöne Chelmon Rostratus:


















Über Ostern habe ich noch 120 Liter Wasser gewechselt und seither scheinen sich an wenigen Stellen im Becken winzigkleine büschelartige graue Algen zu bilden...ob das wohl mit dem Wasser zu tun hat? Mal schauen, wie sich das entwickelt

Heute messe ich Nitrat und bin positiv überrascht: 10 mg/l

Trotz oder gerade wegen dieses guten Wertes soll der Bestand nicht mehr steigen.

Vor Ostern kam noch Andreas (http://www.andreas-horvath.ch/) vorbei, um mein Becken einmal live zu betrachten. Er hatte mich damals mit seinem Blog massgeblich für die Aquaristik begeistern können, so dass wir nun unsere Becken einmal gegenseitig begutachten konnten. Als Mitbringsel schenkt er mir noch eine Echinopera Lamellosa, die nun einen Ehrenplatz in der Mitte des Blickfelds im Aquarium bekommen hat...ist ja auch wirklich ein schönes Ding:
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Dienstag, 16. März 2010

Fungia-Dollar



Viel Neues gibt es ja eigentlich gar nicht zu erzählen, weil ich dem Becken noch immer viel Ruhe gönne und selbst Wasserwechsel auf ein Minimum (alle 6 - 8 Wochen) beschränke. Die Algen gingen deutlich zurück und es ist absehbar, dass das Becken in ein paar Wochen algenfrei sein wird. Letzte Woche treibt mich der Feilenfisch zum Wahn, weil er sich im Filterkasten eingenistet hat und partout nicht von der Stelle weichen will. Selbst den Attacken der Futterzange begegnet er mit stoischer Gelassenheit und lässt sich nicht aus dem Kasten treiben. Schlussendlich muss ich ihn mit dem Küchensieb rausangeln. Der Kleine scheint dann aber froh über seine Befreiung zu sein, schwimmt übermütig im Becken umher und knabbert eifrig an den lebenden Steinen.

Massi kann es nicht lassen und bezahlt mich für meine rechtlichen Bemühungen in eigener Sache mit der unter Aquarianern beliebten Münz-Währung "Fungia-Dollar":


...glücklicherweise entwickelt sich meine eigene totgeglaubte Fungia zur Geldmaschine und produziert fleissig kleine Fungia-Dollars. Leider wachsen die kleinen nur sehr langsam:

Sonntag, 24. Januar 2010

Ein Zebra und Gift im Wohnzimmer...

Das Aquarium meines Vaters läuft hervorragend: Die Fische sind gesund, die Korallen gedeihen oder vermehren sich gar und die Wasserwerte sind stabil. Er hatte sich letztes Jahr nach und nach drei winzige Doktoren gekauft, die jetzt gut viermal so gross sind, so dass die Beckengrösse nicht mehr angemessen erscheint. Er entscheidet sich deshalb, mir einen Zebrasoma Veliferum zu überlassen, bis er ein grösseres Becken haben wird. Mir kommt dies sehr entgegen, weil ich ohnehin noch einen weiteren Fadenalgenfresser gebrauchen kann und mir der Zebrasoma auch äusserlich gut gefällt.

Das Einfangen mit der Vakuumglocke klappt überraschend gut und kaum ist der Zebra bei mir im Becken eingesetzt, beteiligt er sich auch schon energisch an der Fütterung. Der Hawaii-Doktor attackiert den Neuzugang anfangs mit seinem Schwanzskalpell, aber der Zebra bleibt davon weitgehend unbeeindruckt und rückt jeweils einfach ein bisschen zur Seite, ohne aber einen Gegenangriff zu starten. Er scheint sich soweit allgemein ganz wohl zu fühlen bei mir...immerhin guckt er mir jetzt gerade neugierig beim Schreiben dieser Zeilen zu...und das nach nur vier Stunden im Becken...ein witziges Kerlchen:
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Die Zähne der Nasenmuräne sind hier zu erkennen:
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Auch einer Scheibenanemone sei hier wieder einmal etwas Aufmerksamkeit gegönnt, kürt sie doch das Entrée der Muränenhöhle:
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Krustenanemonen der Gattung Palythoa beinhalten das Gift Palytoxin, eines der tödlichsten Gifte, die in der Natur überhaupt vorkommen. Bereits kleinste Mengen sind innert Minuten tödlich. In Hawaii wurden früher Speerspitzen mit Palytoxin aus Krustenanomenen benetzt, um damit den Feind auszuschalten. Weil getroffene Gegner aber derart an den Qualen litten, sah man mit der Zeit von dieser Technik ab.
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Im Aquarium sollte man diese Tiere niemals mit blossen Händen berühren, solange man nicht ausschliessen kann, dass man keinerlei offene Stellen an Händen oder Unterarmen hat, seien sie auch noch so klein.
Akte 05/40 brachte schon eine TV-Reportage mit dem Titel "Gift im Wohnzimmer" über exakt dieses Thema. Unter diesem Link finden sich auch die nachfolgenden Zeilen eines Erfahrungsberichts:
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"Ich habe Bekanntschaft mit der Kruste gemacht. Habe sie bei Atoll - Aquaristik auf einem Stein mit einer Seescheide erworben. Norbert sagte; das die Seescheide im Becken nicht haltbar ist. So wars dann auch nach ein paar Wochen. Da mir der Stein auch zu groß war nahm ich ihn Sonntags gegen 18°° Uhr herraus, und klopfte mit dem Hammer drauf. Beim dritten Schlag sprang er auseinander, und ich rutschte mit dem linken Daumen ab und Schnitt mich. Dabei rutschte ich mit der offenen Wunde über die Kruste. Nachts gegen drei Uhr mußte ich auf Toilette und hatte leichte Schmerzen. Gegen 7³° Uhr war das Handgelenk halb Steif. 10°° Uhr ab ins Krankenhaus nach Bergisch - Gladbach. Nach kurzer Erklärung wurde ich innerhalb von 20 minuten Ambulant operiert. Neuer Termin einen Tag später 15°° Uhr bei einem Orthopädischen - Dr. Trotz Medikmente; Schmerzen wurden immer Schlimmer, der linke Arm war Steif bis am Oberarm. Der Daumen war an der Unterseite - Schwarz, es wurde zu wenig weg geschnitten. Als der Orthopädische - Dr. den Verband abnahm ging der Alarm los. Ich bekam ohne eine Erklärung drei Spritzen, mir wurde eine Schiene angelegt und eine Einweisung ins Klinikum - Leverkusen.
Der Dr. hat gesagt:"das in ca.5 Stunden der Tod eingetreten wäre, weiterhin kann es sein, das man Ihnen die Hand abnehmen muss." Im Klinikum - Leverkusen angekommen ging auch da alles sehr schnell. Der Erste und zweite Doktor waren vor einem Rätsel.
Der dritte Doktor hatte mal Bekanntschaft mit einem Schwertfisch gemacht und sagte; so schnell schneide ich keine Hand ab. Einweisung in die Klinik, da war ich 8.Tage am Tropf um den Körper zu entgiften. Am 9.Tag dann die zweite Operation wo der halbe Daumen gechält wurde. Nach 14.Tagen Entlassung aus dem Klinikum....
Heute nach zwei Jahren kann ich den Daumen trotz Bewegungstherapie noch nicht richtig Bewegen. Mein Becken steht Toi Toi Toi gut. Ich habe nicht wegen den Krusten abgebaut, sie nur vernichtet. Es gibt ja viel schönere.
Übrigens habe ich besagte kruste mit der anderen Hand gerieben, ( aber ohne offene Wunde ) nichts ist passiert. Gebt bloß nicht das schöne Hobby wegen einer Kruste auf.
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Die giftige Krustenanemonen der Gattung Palythoa:
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Der Nemo 2 wird mit seinem grösseren Artgenossen nicht wirklich warm und zieht kurzerhand in die höher gelegene Siedlung von Scheibenanemonen, um dort sein Einsiedlerdasein zu fristen:



Der Feilenfisch ist der Glasrosenfresser schlechthin und hat deshalb auch Einzug in mein Becken gefunden. Er passt seine Körperfarbe immer blitzschnell der Umgebung an:



Der Putzerfisch (Labroides dimidiatus) wird immer grösser. Ich frage mich auch, woher die rote Färbung in der Körpermitte kommt...hängt das mit der Nahrung zusammen?



Die Krustenanemonen gehören vermutlich zur ungiftigen Gattung Zoanthus...und sehen wirklich hübsch aus:


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Der Hawaii-Doktor fühlt sich um seine Vormachtstellung im Becken betrogen: