Montag, 27. September 2010

Zaubertrank funktioniert!!!

Nachdem ich vor 10 Tagen eine eigene Futtermischung für die Aufzucht von Artemia-Nauplien braute (vgl. letzter Beitrag) und täglich das Wasser damit anreicherte, so dass es immer leicht "neblig" war, wuchsen die Kleinen zu einer staatlichen Grösse an (Momentan im Schnitt etwa 5 mm). Nach rund einer Woche bemerkte ich, dass ein -sonst übliches- Massensterben (0 % Überlebensrate) ausblieb und die Population bei etwa 50 % Ausfall stagnierte. Ich konnte beobachten, dass viele der Artemias kleine Verdauungsfäden hinter sich herzogen, was mich dazu bewog, dem Futter etwas mehr Algen beizumischen, in der Annahme, dass dadurch die Verdauung etwas "flüssiger" werden könnte. Tatsächlich sind nun auch keine Verdauungsfäden mehr erkennbar.

Gestern ist mir mein Zaubertrank ausgegangen und so gab es Reis zum Nachtessen, damit ich das trüb-weissliche Abwasser mit Algenpulver vermischen und gefiltert in ein verschliessbares Glas füllen konnte. Daraus füttere ich jetzt vorläufig die Zöglinge.

Es ist eine wahre Freude vor dem Becken zu knien und die umherflitzenden Artemias zu beobachten....genauso hatte ich es mir immer vorgestellt. Natürlich ist an eine Verfütterung momentan nicht zu denken. Vorher möchte ich testen, ob sich die Artemias auch vermehren.
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Während mein Umfeld die Faszination für ein Meerwasseraquarium noch halbwegs nachvollziehen kann, scheint meine enorme Begeisterung für Miniatur-Salzkrebse doch Fragen aufzuwerfen... Wenn ich dann meine kleinen Artemias vorführe, sind die Reaktionen eher verhalten und erinnern mich daran, wie ich als 5jähriger meine ersten selbstgemalten Bilder den Erwachsenen zeigte... Egal, mich fasziniert das halt :)
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Artemias im Nebel...
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Fotoshooting:
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Freitag, 17. September 2010

Artemia "Experiment"

Meine bisherigen Artemia Zuchtversuche sind alle gescheitert, weil die Nauplien immer nach rund einer Woche eingingen. Für die letzten Versuche richtete ich gar ein kleines Meerwasseraquarium mit eingelaufenem Boden und Wasser aus meinem grossen Becken an und trotzdem ging mir der Zuchtansatz mehrmals ein. Gefüttert hatte ich meistens mit gefiltertem Mikrozell (Spirulina-Puder) oder mit Backhefe, weil dies in vielen Internetforen so propagiert wird. Zuletzt startete ich gar einen Versuch, bei welchem ich Artemia-Gefrierfutter auftaute und die Flüssigkeit in's Zuchtbecken gab, in der Annahme das darin die optimale Nahrung sein muss, weil die Artemias auch in dieser Flüssigkeit gezüchtet wurden. Leider scheiterte auch dieser Versuch.

Heute bin ich auf eine interessante Studie gestossen, welche die Aufzucht von Artemias mit unterschiedlichen Futterarten als Alternative zu Lebendalgen beschreibt:


Gemäss dieser Studie ist Hefe -entgegen vielen Aussagen im Internet- nicht als alleinige Nahrung für die Aufzucht geeignet (Nach 14 Tagen 90 % aller Artemias gestorben). Dies deckt sich immerhin mit meinen Erfahrungen. Mit verschiedenen Getreidemischungen (Weizen, Korn, Mais, Reis) können -gem. dieser Studie- Überlebensraten über 14 Tage von über 60 % erreicht werden. In der Studie wird nicht näher beschrieben, wie genau die Getreidemischungen hergestellt werden. Es wird bloss erwähnt, dass alle Mischungen von einem speziellen Anbieter stammen und als Mikro-Pulver aufbereitet sind. Die Ergebnisse zeigen, dass unter den besagten Konditionen bis zu 5'000 Artemia pro Liter Wasser angesetzt werden können, ohne dass die Überlebensrate unter 60 % fällt. Gefüttert wird bei diesem Besatz so, dass immer eine leichte Trübung des Wassers herrscht (Sichtweite 40 - 45 cm). Erstaunlich auch, dass das Versuchswasser Salinität 50 aufweist, was deutlich über der sonst verbreiteten Empfehlung (Salinität 35) liegt. Belüftet wurde das Versuchsbecken mittels eines Ventilators, der die Wasseroberfläche so belüftet, dass ein Sauerstoffgehalt von 4 ppm gewährleistet ist.
Drei Erkenntnisse übernehme ich für meinen laufenden Versuch (Nauplien vor 4 Tagen geschlüpft):
  • Fütterung mit Getreide-Puder (max. 5 Mikrometer) ergänzen, so dass Wasser immer leicht trüb (40 cm Sicht)
  • Minimale Belüftung
  • Salinität 50

Die Salinität in meinem 7-Liter Versuchsbecken liegt ohnehin schon bei 50 und die Belüftung ist auf ein Minimum eingestellt. Aber wie komme ich zu Getreide-Puder? In der Drogerie wollen sie mir Baby-Nahrung und Fitness-Flocken andrehen aber das wäre alles viel zu grobkörnig. Es kommt mir in den Sinn, dass sich das Wasser beim Reiskochen jeweils weisslich färbt, also koche ich kurzerhand ein bisschen Reis zu Mittag und giesse etwa in der Mitte der Kochzeit das vorige Wasser (etwa 3 dl) in eine separate Pfanne, um dort noch etwas mehr Wasser verdunsten zu lassen. Zudem richte ich Spirulina Pulver mit Wasser an (etwa 1 dl mit 4 Messerspitzen Spirulina-Puder bzw. Mikrozell), in dem ich die Mischung immer wieder durch ein extrem feines Sieb (von Auge keine Löcher erkennbar) tropfen lasse. Die angesetzte Spirulina-Flüssigkeit kippe ich in die Pfanne und gebe noch 1 Esslöffel Mehl durch ein Sieb hinzu und löse noch 1/4 Kaffelöffel Hefe darin auf. Dann lasse ich das Ganze noch etwa 20 Minuten kochen, so dass die Mischung leicht dickflüssig wird. Nachdem die Mischung ausgekühlt ist, lasse ich sie nochmals durch ein herkömmliches Küchensieb laufen, damit Eiweiss-Schlacken etc. hängen bleiben....und fertig ist das Festmahl für meine Artemia-Zucht. Ich fülle die Mischung in zwei Behälter (Zuvor mit Alkohol und danach Wasser ausgewaschen) und deponiere sie im Kühlschrank, damit ich nun jeden Tag ein paar Tropfen mit Wasser verdünnt in's Zuchtbecken geben kann, so dass immer eine leichte Trübung herrscht. Der Bodengrund im Becken besteht aus Zeolith-Steinen, die hoffentlich überschüssige Nährstoffe zu binden vermögen und so eine Art Filterwirkung haben.

Reis-Mehl-Spirulina-Hefe-Mischung ist am kochen:

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...und fertig ist der Zaubertrank:
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...im Zuchtbecken wimmelt es nur so von Nauplien, die sich hoffentlich über die erste Gabe meines Zaubertranks freuen:
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Nauplien etwa 4 Tage nach dem Schlüpfen:
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Donnerstag, 16. September 2010

Update

Beinahe 1 Jahr ist es her, als ich durch einen leichtsinnigen Versuch (Wodka-Methode) beinahe alles Leben im Becken verloren hatte.

Danach habe ich sehr langsam mit dem Wiederaufbau begonnen, den Tierbestand tief gehalten und dem Becken viel Zeit für Erholung gelassen.
Mittlerweile kann ich eine sehr positive Bilanz ziehen. Das Becken gedeiht prächtig und während meiner Abwesenheit (5 Wochen Divemaster-Kurs in Thailand) hat sich meine Tante Ruth -selber Aquaristikerin- täglich hervorragend darum gekümmert, dass dies auch so blieb. Ein unbezahlbarer Dienst.
Gesamtansicht:
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Der Hawai-Doktor ist fit und munter:
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Der Putzerfisch wird immer grösser...und hat den kleinen Nemo längst hinter sich gelassen...
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Der Zebrasoma ist ständig bemüht, dem Hawai-Doktor die Vormachtstellung im Becken streitig zu machen...
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Diese Anemone teilt sich im Schnitt alle 2 Monate, so dass ich mittlerweile 6 Stück habe.... Massi wird der dankbare Abnehmer werden müssen...
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...es wachsen gar Muscheln, die offenbar als blinde Passagiere schon lange im Becken auf bessere Bedingungen für ihr Aufwachsen warteten...
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Aus einem Stein kommen knallgelbe fächerartige "Dinger" heraus, die wunderschön ausschauen...(Bestimmung noch im Gange)...
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Auch die Röhrenkorralle überzieht, wo immer man ein Stück von ihr platziert, gleich ganze Flächen...
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Der kleine Nemo ist immer noch klein, aber offenbar langsam interessant für den grossen Nemo...jetzt müssen sich die beiden nur noch einig werden, wer Männchen und wer Weibchen sein soll. Offenbar nimmt jeweils der kleinere automatisch das männliche Geschlecht an. Dies wiederum würde aber heissen, dass der Grosse zum Weiblein konvertieren müsste, weil er vorher -als seine Herzensdame noch lebte- der Mann in der Anemone war. Jetzt kann ich immerhin verstehen, warum der grosse Nemo etwas aufgebracht war gegenüber dem Kleinen, wird er doch von ihm zu einer Geschlechtsumwandlung genötigt...müsste ich auch nicht haben.
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Dieser Barsch gehört meinem Vater und ich musste ihm vorübergehend Asyl gewähren, weil er seinen Artgenossen immer wieder attackierte. Hat er eigentlich eine Giftstachel auf dem Buckel?
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Man sieht schön, wie die Röhrenkoralle beinahe schon die gesamte Muränen-Höhle überzieht:
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Die 130 Franken für die Teppichanemone hätte ich mir gut sparen können, denn sie hat sich definitiv in einer schlecht einsebaren Ecke niedergelassen. Soll sie halt...ich hab schon lange aufgehört, mich ab Anemonen zu nerven (oder auch nicht)...
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Die Sternchenmuräne ist auf der Lauer...und neuerdings auf Diät. Sie wurde mir ein bisschen zu träge und bewegte sich nur gerade soviel, dass sie die Stinte packen konnte. Momentan gibt es alle 2 - 3 Tage eine grössere Stinte.
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Face-to-face mit der Nasenmuräne...
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Röhrenwürmer wuchern förmlich im Becken...und sogar junge Schnecken (mit Häuschen) sehe ich jeweils am morgen an der Frontscheibe.
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Der Einsiedler vergeht sich an einem Mini-Seestern...
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Die Fungia wächst auch langsam aber fortwährend. Noch immer lege ich ihr ab und zu ein kleines Stückchen Fleisch auf die äusseren Tentakel. Die Gabe gibt sie dann von Tentakel zu Tentakel weiter, bis sie schliesslich in der Mundöffnung landet.
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Mein letztes Artemia-Experiment (die Wortwahl ist bescheidener geworden) ist kläglich gescheitert. Ich hatte (vgl. letzter Beitrag) eine Art Mini-Aquarium mit viel Mulm und ein wenig Sand eingerichtet um den Artemias ein naturnahes Habitat zu bieten. Tatsächlich entwickelten sich Kopepoden, kleine Seesterne, Würmer, etc....aber die Artemias starben stets nach rund einer Woche...unabhängig davon, ob ich leicht fütterte oder nicht. Ich hab dann sogar von Massi noch lebende Artemias bezogen, die dann allerdings auch nach ein paar Tagen eingingen. Als dann das Becken so wie unten aussah, beschloss ich, es nun zu räumen (Tiere in's grosse Becken) und neu einzurichten.
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Momentan versuche ich die frisch geschlüpften Nauplien (Jung-Artemien) in Wasser mit Salintät 50 gross zu ziehen...vielleicht waren ja Bakterien oder Pilze für das Sterben der Artemia verantwortlich. Solche ungeliebten Gäste würden bei dieser Salinität hoffentlich nicht überleben, Artemia sind dagegen prädestiniert für ein Leben im Salz, kommen sie doch hauptsächlich in Salzseen vor. Als Bodengrund habe ich mich nun nicht mehr für feine Algen und Sand entschieden, weil ich beobachten konnte, dass sich die Artemien in den Algen verfangen hatten und dann eingingen. Diese Mal habe ich Zeolith-Steinchen als Bodengrund gewählt, in der Hoffnung, dass diese unerwünschte Stoffe binden und so den Zuchtansatz davor schützen.
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Füttern tue ich dieses mal mit einer Mischung aus aufgelöster Hefe und gefiltertem Mikrozell (Spirulina Algen). Die Mischung lasse ich mehrmals durch ein sehr feines Sieb (von blossem Auge keine Löcher erkennbar) tropfen, so dass wirklich nur die kleinsten Partikel in's Becken kommen. Mikrozell ist sonst zu grobkörnig für die Nauplien.
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