Sonntag, 24. Januar 2010

Ein Zebra und Gift im Wohnzimmer...

Das Aquarium meines Vaters läuft hervorragend: Die Fische sind gesund, die Korallen gedeihen oder vermehren sich gar und die Wasserwerte sind stabil. Er hatte sich letztes Jahr nach und nach drei winzige Doktoren gekauft, die jetzt gut viermal so gross sind, so dass die Beckengrösse nicht mehr angemessen erscheint. Er entscheidet sich deshalb, mir einen Zebrasoma Veliferum zu überlassen, bis er ein grösseres Becken haben wird. Mir kommt dies sehr entgegen, weil ich ohnehin noch einen weiteren Fadenalgenfresser gebrauchen kann und mir der Zebrasoma auch äusserlich gut gefällt.

Das Einfangen mit der Vakuumglocke klappt überraschend gut und kaum ist der Zebra bei mir im Becken eingesetzt, beteiligt er sich auch schon energisch an der Fütterung. Der Hawaii-Doktor attackiert den Neuzugang anfangs mit seinem Schwanzskalpell, aber der Zebra bleibt davon weitgehend unbeeindruckt und rückt jeweils einfach ein bisschen zur Seite, ohne aber einen Gegenangriff zu starten. Er scheint sich soweit allgemein ganz wohl zu fühlen bei mir...immerhin guckt er mir jetzt gerade neugierig beim Schreiben dieser Zeilen zu...und das nach nur vier Stunden im Becken...ein witziges Kerlchen:
-
-
Die Zähne der Nasenmuräne sind hier zu erkennen:
-
-
Auch einer Scheibenanemone sei hier wieder einmal etwas Aufmerksamkeit gegönnt, kürt sie doch das Entrée der Muränenhöhle:
-
-
Krustenanemonen der Gattung Palythoa beinhalten das Gift Palytoxin, eines der tödlichsten Gifte, die in der Natur überhaupt vorkommen. Bereits kleinste Mengen sind innert Minuten tödlich. In Hawaii wurden früher Speerspitzen mit Palytoxin aus Krustenanomenen benetzt, um damit den Feind auszuschalten. Weil getroffene Gegner aber derart an den Qualen litten, sah man mit der Zeit von dieser Technik ab.
-
Im Aquarium sollte man diese Tiere niemals mit blossen Händen berühren, solange man nicht ausschliessen kann, dass man keinerlei offene Stellen an Händen oder Unterarmen hat, seien sie auch noch so klein.
Akte 05/40 brachte schon eine TV-Reportage mit dem Titel "Gift im Wohnzimmer" über exakt dieses Thema. Unter diesem Link finden sich auch die nachfolgenden Zeilen eines Erfahrungsberichts:
-
"Ich habe Bekanntschaft mit der Kruste gemacht. Habe sie bei Atoll - Aquaristik auf einem Stein mit einer Seescheide erworben. Norbert sagte; das die Seescheide im Becken nicht haltbar ist. So wars dann auch nach ein paar Wochen. Da mir der Stein auch zu groß war nahm ich ihn Sonntags gegen 18°° Uhr herraus, und klopfte mit dem Hammer drauf. Beim dritten Schlag sprang er auseinander, und ich rutschte mit dem linken Daumen ab und Schnitt mich. Dabei rutschte ich mit der offenen Wunde über die Kruste. Nachts gegen drei Uhr mußte ich auf Toilette und hatte leichte Schmerzen. Gegen 7³° Uhr war das Handgelenk halb Steif. 10°° Uhr ab ins Krankenhaus nach Bergisch - Gladbach. Nach kurzer Erklärung wurde ich innerhalb von 20 minuten Ambulant operiert. Neuer Termin einen Tag später 15°° Uhr bei einem Orthopädischen - Dr. Trotz Medikmente; Schmerzen wurden immer Schlimmer, der linke Arm war Steif bis am Oberarm. Der Daumen war an der Unterseite - Schwarz, es wurde zu wenig weg geschnitten. Als der Orthopädische - Dr. den Verband abnahm ging der Alarm los. Ich bekam ohne eine Erklärung drei Spritzen, mir wurde eine Schiene angelegt und eine Einweisung ins Klinikum - Leverkusen.
Der Dr. hat gesagt:"das in ca.5 Stunden der Tod eingetreten wäre, weiterhin kann es sein, das man Ihnen die Hand abnehmen muss." Im Klinikum - Leverkusen angekommen ging auch da alles sehr schnell. Der Erste und zweite Doktor waren vor einem Rätsel.
Der dritte Doktor hatte mal Bekanntschaft mit einem Schwertfisch gemacht und sagte; so schnell schneide ich keine Hand ab. Einweisung in die Klinik, da war ich 8.Tage am Tropf um den Körper zu entgiften. Am 9.Tag dann die zweite Operation wo der halbe Daumen gechält wurde. Nach 14.Tagen Entlassung aus dem Klinikum....
Heute nach zwei Jahren kann ich den Daumen trotz Bewegungstherapie noch nicht richtig Bewegen. Mein Becken steht Toi Toi Toi gut. Ich habe nicht wegen den Krusten abgebaut, sie nur vernichtet. Es gibt ja viel schönere.
Übrigens habe ich besagte kruste mit der anderen Hand gerieben, ( aber ohne offene Wunde ) nichts ist passiert. Gebt bloß nicht das schöne Hobby wegen einer Kruste auf.
"
-
Die giftige Krustenanemonen der Gattung Palythoa:
-
-
Der Nemo 2 wird mit seinem grösseren Artgenossen nicht wirklich warm und zieht kurzerhand in die höher gelegene Siedlung von Scheibenanemonen, um dort sein Einsiedlerdasein zu fristen:



Der Feilenfisch ist der Glasrosenfresser schlechthin und hat deshalb auch Einzug in mein Becken gefunden. Er passt seine Körperfarbe immer blitzschnell der Umgebung an:



Der Putzerfisch (Labroides dimidiatus) wird immer grösser. Ich frage mich auch, woher die rote Färbung in der Körpermitte kommt...hängt das mit der Nahrung zusammen?



Die Krustenanemonen gehören vermutlich zur ungiftigen Gattung Zoanthus...und sehen wirklich hübsch aus:


-
Der Hawaii-Doktor fühlt sich um seine Vormachtstellung im Becken betrogen:

Freitag, 15. Januar 2010

Neue Wasseraufbereitung...

Ein kleines Update zur Entwicklung meines Aquariums ist längst überfällig. Tatsächlich gibt es dagegen keine grossen Neuerungen. Immerhin war es meine Absicht, dem Becken viel Ruhe zu gönnen, so dass es sich von den Turbulenzen erholen kann. Ich hatte auch lange auf weitere Wasserwechsel verzichtet, damit sich wieder genug Bakterien entwickeln und eine funktionierende Biologie einstellen konnte.

Vor einer Woche habe ich erstmals wieder einen Wasserwechsel mit 120 Liter Osmosewasser gemacht, um Algen abzusaugen und wieder Spurenelemente zuzufügen.

Die Wasserwerte zeigen, vor und eine Woche nach dem Wasserwechsel die gleichen Werte:

Nitrat: 5 mg/l

Nitrit: Nicht nachweisbar

Ammonium/Ammoniak: Nicht nachweisbar

Phosphat: 0.03 mg/l

Salinität: 34

Calcium: 480 mg/l

Die Werte zeigen, dass nun der Stoffwechselkreislauf wieder intakt ist. Nach und nach ziehen sich auch die Algen zurück. Neulich habe ich gar eine junge Schnecke (sogar mit Häuschen) die Scheibe hochkriechen gesehen und auch meine Korallen wachsen im Moment wie verrückt. Übrigens setze ich seit etwa zwei Monaten das Produkt Easy-Life (Flüssiges Filtermedium, Mineralien) ein und irgendwie habe ich das Gefühlt, dass seit dann das Becken nochmals einen Sprung nach vorne gemacht hat.

Das Gäste-WC wurde weitgehend in ein Wasseraufbereitungsraum umfunktioniert. Dabei habe ich das 120-Liter-Fass dort permanent installiert und die gesamte Osmoseanlage liegt im Fass drin, so dass ein Leck bei den Schlauchklemmen vermutlich keine Überschwemmung verursachen würde. Natürlich habe ich an der Oberkannte des Fasses noch einen Abflussschlauch eingelassen und mit Silikon verklebt. Die Verbindungsstelle zwischen Wasserhahn und dem Schlauch zur Osmoseanlage ist im Übrigen durch ein dickeres, gebogenes Rohr geschützt, so dass auch hier das Wasser bei einem Defekt der Verbundstelle eigentlich seinen Weg in den Abfluss finden sollte. ...ja und an Murphys Law denken wir jetzt mal nicht.



Die Anemone füttere ich wöchentlich mit einem kleinen Stück Krill oder Muschelfleisch und sie dankt es mir mit Wachstum:



Noch immer ist ein feiner Algenbelag deutlich erkennbar:


Die Teppichanemone pflügt sich ihren Weg durch den Sand:


Die Sternchenmuräe einmal mehr zu Gast bei der Nasenmuräne. Ich konnte heute erstmals beobachten, dass die Sternchenmuräne ihre körperliche Überlegenheit ausspielte und bei der Fütterung die Nasenmuräne mit einem seitlichen Kopfputsch wegschubste...fast gerade so, wie es jeweils die Kühe auch tun.

-
Messung des Nitratwerts:


-
Freude herrscht: Nachdem sich die Anemone bereits zwei mal teilte und die Ableger bei Massi versilbert wurden, scheint jetzt auch die totgeglaubte Fungia wieder kleine Ableger zu produzieren...ja da reibt sich der kapitalistisch geprägte Schweizer die Hände:


-
Gesamtansicht des Beckens: