Mittwoch, 9. September 2009

Ground Zero

Gerne würde ich über meine Zwischenergebnisse hinsichtlich der Entwicklung des Nitratgehalts unter Anwendung der Vodka-Methode berichten oder darüber, dass ich vor einer Woche 10 Einsiedler und 10 Schnecken einsetzte, um dem Algenbelag Herr zu werden, oder wie ich den Igelfisch, das Fuchsgesicht und den Scopas in Massis Becken umsiedelte, um meine Nitratwerte zu reduzieren, oder darüber, dass mir mein allerliebster Feuerfisch aus dem Becken in den Tod gesprungen ist.
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Leider sind Algen, Nitratwerte und dergleichen heute kein Problem mehr und die Umsiedlung der Fische entpuppte sich im Nachhinein als Rettung....aber beginnen wir von Anfang an:
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Was bisher geschah
Bereits im letzte Beitrag berichtete ich über den zeitweise auftretenden Sauerstoffmangel meiner Fische und Muränen. Als Ursache dafür machte ich Bakterien verantwortlich, welchen ich im Zusammenhang mit der täglichen Zugabe von Alkohol (Wodka-Methode) ein starkes Wachstum und ein damit einhergehender erhöhter Sauerstoffbedarf unterstellte. Interessant war, dass die Messung des Sauerstoffs ein genügendes Ergebnis zeigte und ich somit kein Handlungsbedarf sah.
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Montag, 07.09.2009, 22.00
Mir fällt erneut auf, dass die Beckenbewohner leicht mit Sauerstoffknappheit zu kämpfen haben. Die Anzeichen waren aber nicht akut. Trotzdem installiere ich eine Luftpumpe (14.90 bei OBI) mit Lindenholzausströmer direkt im Becken, um sicher zu gehen, dass sich die Situation in der Nacht nicht unkontrolliert verschlimmern kann. Ich schaue mir noch einen Beitrag in der Sendung Galileo über gefährliche Bakterien im Meer an und gehe um etwa 24.00, nach einem letzten Blick auf das Aquarium, zu Bett.
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Dienstag, 08.09.2009, 03.00 Uhr
Ich wache um drei Uhr morgens auf, weil mein Becken "schlürft". Es hört sich so an, als ob sich einmal mehr ein Algenblatt oder dergleichen im Filtereinlauf verklebt hätte und deshalb der Filter leerlaufen würde. Genervt und müde stehe ich auf, gehe zum Aquarium und überprüfe die Einläufe der Filterkästen.
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Was ich sehe, lässt mich in Sekundenbruchteilen hellwach werden: Dorie klebt am Einlaufgitter, vor Sauerstoffmangel hechelnd und ohne Kraft, sich vom Sog zu befreien. Ruhig will ich ihr mit der Hand zu Hilfe gehen aber zugleich sammelt sie nochmals ihre Kräfte und schwimmt weg. In dem Moment fällt mir auf, dass das Aquarium extrem trüb ist, gerade so, als wäre nicht Wasser, sondern Milch im Becken. Ausserdem ist die Wasseroberfläche von einem schleimigen Schaum überzogen. Ich schalte das Licht an, und tatsächlich: Das Aquarium sieht aus, als ob es mit Milch gefüllt wäre. Die vordersten Ecken der Steine sind knapp erkennbar und von Fischen keine Spur. Die Sicht beträgt keine 5 cm. Ich frage mich, ob ich träume und sich mein Kopf mit der Sendung auf Galileo einen Streich erlaubt. Wie ich abermals das Aquarium kritisch von oben betrachte, schwemmt es einen der Nemos sowie den Putzerfisch an den Filtereinlauf. Beide völlig ausser Atem und entkräftet. Selbst auf Berühren hin, bringen sie nicht die Kraft auf, sich zu bewegen. Nur die Kiemen flattern wie verrückt. Im gleichen Moment schiesst der Kofferfisch an die Oberfläche, streckt seinen spitzen Mund aus dem Wasser und japst nach Luft. Ich trete zurück und schaue wieder durch die Frontscheibe. Dorie, der Palettendoktor, huscht vorbei. Panisch, unkontrolliert, sie will raus.
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...und dann schiesst es mir, zusammen mit einem gewaltigen Schub Adrenalin, in den Kopf:
Die Seegurke!!!
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Älteres Bild des Übeltäters:
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Seegurken sind wunderschöne Tiere und dennoch vermag das Äussere über ihre Gefährlichkeit hinweg zu täuschen: Seegurken stossen beim Ablaichen in der Nacht ein tödliches Gift (Holothurine) aus. So wurden in der Vergangenheit schon ganze Becken über Nacht ausradiert. Dennoch passiert das sehr selten. Ich kannte das Risiko.
http://meerwasseraquarium.blogspot.com/2009/05/naiver-kauf-und-chance-zugleich.html)
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Mir wird klar: Es geht um Sekunden! Was tun? Seegurke raus? Wasserwechsel? Fische raus? Aktivkohle?
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Sofort reisse ich die Seegurke aus dem Becken und entsorge sie.
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Ein Wasserwechsel von 60 oder gar 120 Liter würde gut 30 Minuten in Anspruch nehmen. Soviel Zeit haben meine Fische und Muränen nicht mehr! Verdammt! Die Tiere müssen raus aus dem Becken! Jetzt! Aber wohin mit den Fischen? Es ist 03.00 Uhr morgens. Es gibt nur eines: Neues Salzwasser in einem Fass anmachen, um darin die Tiere zu evakuieren. Normalerweise, würde man das vermeiden, weil neu angemachtes Salzwasser viel zu aggressiv ist. Ich hetze durch die Wohnung, knalle das 60-Liter-Fass in die Badewanne, werf den Schlauch rein, und reisse den Wasserhahn auf. Ich renne in die Küche, fülle zwei Netzsäcke mit Aktivkohle und hänge sie in das Aquarium, um das Gift zu isolieren. Als Überbrückung mache ich kurzerhand 3 Liter Salzwasser in einem Eimer an, um dort wenigstens die Nemos und den Putzerfisch in Sicherheit zu bringen. Ich packe das Fischnetz und die Vakuum-Keule, um die Tiere sofort aus dem Becken zu befreien. Die Nemos bewegen sich nicht mehr und scheinen tot zu sein....auch der kleine Putzerfisch klebt leblos am Filtereinlass. Ich nehme die drei Fische vorsichtig aus dem Becken und lasse sie in den Eimer. Sie bewegen sich kaum, schwimmen nicht mehr aufrecht, sind aber immerhin -entgegen meinem ersten Eindruck- noch nicht tot. Ich renne wieder zurück in's Badezimmer, wo mittlerweile der Eimer voll ist. Ich werfe die Pumpe in's Fass, schalte sie ein und gebe sofort 2.4 Kg der Meersalzmischung bei. Im Wissen, dass die Pumpe etwas 5 - 10 Minuten brauchen wird, um das Salz aufzulösen, spurte ich zurück zum Becken. Herrgott, wie soll ich Fische fangen, wenn ich nichts, aber auch gar nichts sehen kann??? Das Becken ist komplett undurchsichtig und nur ab und dann blitzt Dorie in ihrer Panik vorbei. Das willkürliche Durchkämmen mit dem Netz erweist sich als wenig effizient in Anbetracht der Zeitnot. Ich beschliesse, umgehend Wasser abzulassen, um den Suchbereich wenigsten vertikal zu reduzieren. Ich lasse Wasser in ein zweites 60-Liter-Fass ablaufen. Wie ich zwischendurch in den 3-Liter-Eimer schaue, sehe ich, dass die Nemos wieder aktiver sind. Werden sie überleben?
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Das milchige Wasser (Das Bild entstand erst am Morgen, als das Wasser wieder etwas klarer war):
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Todesschaum an der Wasseroberfläche:
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03.45 Uhr
Folgende Tiere sind noch immer im giftigen Becken:
- Palettendoktor
- Hawaidoktor
- Nasenmuräne
- Sternchenmuräne
- Kofferfisch
- Drückerfisch
- Zwei Garnelen
- Feilenfisch
- 10 Einsiedler
- 10 Schnecken
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Mittlerweile hat sich das Salz im Wasser gefüllten 60-Liter-Fass aufgelöst und ich trage es mit aller
Mühe zum Aquarium. Sofort installiere ich die Luftpumpe im Fass und setze die Nemos und den Putzerfisch ein. Der Putzerfisch hat sich mittlerweile wieder etwas erholt. Ich wende mich wieder dem Becken zu. Ich hebe die Röhre aus dem Wasser, in welcher jeweils der Drücker und die Nasenmuräne sind. Ich sehe die Schwanzflosse des Drückers aus der Röhre ragen, kippe die Röhre in das Netz und die Nasenmuräne flutscht am Drücker vorbei in das Netz. Sie bewegt sich kaum, ist halbtot. Sofort lasse ich sie im Fass frei. Sie sinkt zu Boden. Keine Bewegung. Der Drückerfisch ist noch immer in der Röhre festgeklemmt. Er ist definitiv tot. Kein Zeichen von Leben mehr. Verdammt. Ich sehe, wie Schnecken von der Frontscheibe fallen und zusammengeknittert am Bodengrund liegen bleiben. Allerlei Kleintiere, wie Borstenwürmer, Seesterne und Nacktschnecken kriechen aus den Steinen und aus dem Bodengrund in Richtung Wasseroberfläche. Es kommt mir vor, wie Tiere, die vor einem Waldbrand flüchten. Ein schlimmer Anblick.

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Die geborgene Röhre lege ich diagonal in das Becken, so dass der hinterste Teil aus dem Wasser ragt. Ein unbewusster aber guter Zug, wie sich später zeigen wird. Im Quarantäne-Fass installiere ich, nebst der Luftpumpe, noch einen Sack Aktivkohle, um allfällige Giftreste, die mit den Fischen in das neue Wasser gekommen sein könnten, zu isolieren:
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04.15 Uhr
Noch immer keine Spur von den übrigen Fischen. Mittlerweile habe ich gut 120 Liter Wasser abgelassen. Ich bin ausser Atem und der Verzweiflung nahe, weil ich die Tiere im trüben Wasser einfach nicht sehe. Der Boden in der Wohnung ist tropfnass. Dorie habe ich schon seit längerem nicht mehr vorbeiblitzen sehen. Kein gutes Zeichen. Ich beginne die Steine aus dem Becken zu heben, um den Fischen die Zufluchtsorte zu nehmen. Wie ich einen grossen Stein zur Frontscheibe bewege, sehe ich, dass die Sternchenmuräne sich darin versteckt hat. Ihr Maul bewegt sich nicht mehr auf und zu, wie das für Muränen typisch und lebensnotwendig ist, und der Kopf hängt nach unten. Ich stupse sie leicht an und sie reagiert mit einem verzögerten Abneigen. Sofort ziehe ich sie vorsichtig aus dem Stein, was sonst unmöglich wäre, weil sie normalerweise derart kräftig und schnell ist. Sie erweckt etwas zum Leben und wehrt sich. Nur mit Mühe bringe ich sie in das Netz. Wie ich sie aus dem Wasser in das Fass heben will, springt sie mir auf den Parkettboden. Beherzt aber vorsichtig versuche ich, sie mit den Händen zu packen. Keine Chance, sie ist viel zu glitschig. Ein Badetuch hilft schliesslich, sie doch noch in das rettende Fass zu bringen.
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04.45 Uhr
Unablässig kämme ich das Becken mit dem Netz nach Fischen ab. Die zwei Muränen, die zwei Nemos sowie der Putzerfisch haben sich trotz des neu-angemachten aggressiven Salzwassers im Quarantäne-Becken gut regenerieren können. Die Nemos nehmen gar den Aktivkohle-Sack als "Anemone" an.
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Ich entdecke Dorie, den Palettendoktor. Sie hat sich zwischen zwei Steinen verschanzt. Sie ist tot. Ich bin traurig. Mein erster, grösster und schönster Fisch ist tot. Ich halte ein paar Sekunden inne und durchkämme dann weiter das Becken, ohne dabei irgendetwas zu sehen; Wie die Suche nach Lawinenopfer. Die Suchaktion bringt diverse tote Kleintiere zum Vorschein: Garnelen, Einsiedler, Schnecken...alles tot.
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Schnecken fallen tot ab der Scheibe:

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Zufällig sehe ich, dass zwei Einsiedler die Röhre, welche ich diagonal im Becken platziert hatte, hinaufgeklettert sind und nun an der Luft auf den "Rettungshubschrauber" warten. Wie giftig muss das Wasser sein, dass sich die Krebse an die Luft retten? Unglaublich. Sofort schnappe ich mir die Überlebenden und setze sie in das Quarantänefass.
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05.15 Uhr
Es ist gespenstisch still geworden im Becken. Keine Fische huschen mehr panisch an der Frontscheibe vorbei. Schnecken liegen auf dem Rücken. Die Korallen sind zerknittert. Ich suche trotzdem weiter, in der Hoffnung, noch einen der drei vermissten Fische zu finden (Kofferfisch, Hawai-Doktor, Feilenfisch). Ich rufe meinen Vater an, um ihn über den tragischen Unfall zu informieren und bitte ihn, meine Nemos sowie den Putzerfisch aufzunehmen. Für die Muränen hat sein Becken leider kein Platz, resp. die Gastfreundschaft der kleinen Fische wäre wohl von kurzer Dauer. Massimo konnte ich nicht erreichen.
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07.30 Uhr
Ich bin erschöpft und es überkommt mich die schaurige Gewissheit, dass in diesem Becken kein Leben mehr ist. Ich breche die Suche ab und beschaffe die Telefonnummer von Riu Xingu Aquadesign in Winterthur im Internet. Das Geschäft öffnet erst um 10.00 Uhr.
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Die zwei Muränen, die zwei Nemos, der Putzerfisch sowie die Einsiedler haben sich überraschend gut erholt im Quarantäne-Fass. Ich lasse die Luftpumpe weiter arbeiten und lege den Deckel über das Fass. Für ein paar Stunden sind sie in Sicherheit. Lange darf ich sie in diesem Fass aber nicht lassen, weil das frisch angemachte Salzwasser viel zu aggressiv ist.
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Erschöpft falle ich in's Bett und stelle den Wecker auf 09.30 Uhr.
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09.00 Uhr
Ich wache auf. Ich habe schlimm geträumt von einem grossen Aquarium, worin ein Drückerfisch eine Seegurke angriff und woraus Muränen hüpften, die ich erfolglos versuchte wieder in das Becken zurück zu tun. Ich bin verwirrt und stehe auf. Langsam gehe in das Wohnzimmer, öffne die Tür und es scheint, als sei ich noch immer in meinem bösen Traum:
Die Muräne kriecht am Boden entlang, zapplig, in Panik und schon leicht trocken. Ein Alptraum aber ich bin leider hellwach. Sofort greiffe ich nach ihr mit dem Handtuch und bringe sie zurück in das Fass. Sie hatte sich offenbar durch den kleinen Spalt zwischen Deckel und Fass gezwängt, den ich für den Luftschlauch benötigte. Ich hatte ihr nicht die Kraft zugemutet, den Deckel anzuheben und sich zu befreien. Oh Gott, was für ein Tag! Glücklicherweise, habe ich heute keinen Unterricht.
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09.55 Uhr
Endlich erreiche ich Natascha von Riu Xingu in Winterthur. Sie kontaktiert umgehend Marc und die beiden bieten mir alle Hilfe an, die ich mir nur wünsche: Sie werden mir ein grosses Becken frei machen, worin ich die Tiere für solange einsetzen kann, bis mein Becken wieder in Ordnung ist. Ich atme auf und nachdem ich etwas Wasser aus dem Quarantäne-Fass abgelassen habe, schleppe ich das Fass zum Auto und platziere es auf dem Beifahrersitz.
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10.30 Uhr
Ich treffe bei Xingu ein. Natascha passt sofort die Tiere an ihr Wasser an und nach einer halben Stunde setzen wir sie ein.
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Die Sternchenmuräne ist noch etwas bleich, bewegt sich aber schon beinahe wieder mit alter Kraft. Die Nasenmuräne sucht aktiv nach einem Versteck und auch die Nemos paddeln schon wieder kräftig, gerade so, als wäre nichts passiert. Der Putzerfisch knabbert schon an den Steinen und die Einsiedler krabbeln auch herum.
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Ich bin unendlich erleichtert und das erste Mal atme ich richtig tief durch. Glück im Unglück, konnte ich wenigstens diese Tiere retten.
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Natasche sichert mir nochmals jede Hilfe zu. Sie werden für meine Tiere sorgen und sie sogar füttern. Ich müsse mir absolut keine Sorgen machen, meint sie. Eine einmalige Hilfe und sie wollen noch nicht mal Geld dafür annehmen. So etwas findet man Heutzutags wirklich selten. Hut ab!
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Ich kaufe noch vier Säcke Aktivkohle und ein Bindemittel ("Clear-up" von Dennerle).
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Ironischerweise sehe ich genau dieselbe Seegurke, wie jene die mir diese schlimme Nacht bescherte, im grossen Verkaufsbecken bei Xingu.
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12.30 Uhr
Ich wechsle wieder 180 Liter Wasser im Becken und berge noch immer tote Kleintiere. Nochmals sind zwei Einsiedler die Röhre hoch an die Luft geklettert. Ich richte für sie einen Eimer mit Luftpumpe und frischem Salzwasser her. Am Abend werde ich sie meinem Vater mitgeben. Ich hänge Säcke mit Aktivkohle in das Becken. Das Wasser ist noch immer vollständig getrübt. Da ich die Sicht kaum schlechter machen kann, gebe ich Dennerle Clear-Up zu, um die Gift- und Trübstoffe zu binden.
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22.00 Uhr
Nach den Aufräumarbeiten hat sich die Sicht im Aquarium etwas gebessert. Es sieht aber aus, wie nach einem Atomangriff. Ground Zero. Kein Leben mehr im Becken. Auch die Korallen sind tot. Ich berge noch die zwei toten Anemonen, die bereits leicht übel riechen. Von den drei vermissten Fischen noch immer keine Spur.
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Ein totes Aquarium, zurückversetzt in meine Anfangszeiten vor 1.5 Jahren:
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Mittwoch, 09.09.2009, 06.30 Uhr
Das Becken ist beinahe wieder klar. Kein Leben. Nur grau in grau. Der Feilenfisch schwimmt tot an der Wasseroberfläche. Nachdem ich ihn entsorgt habe, gehe ich zur Arbeit.
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Mittwoch, 09.09.2009, 18.00 Uhr
Das Aquarium riecht nach toten Tieren. Beim Durchkämmen der Filterkästen taucht der tote Hawai-Doktor auf.
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Vom Kofferfisch fehlt bis jetzt jede Spur. Kofferfische stossen übrigens beim Sterben auch ein gefährliches Gift aus. Es kommt aber nicht mehr darauf an.
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Eine Recherche im Internet ergibt, dass das von der Seegurke beim Ablaichen ausgestossene Gift die Sauerstoffaufnahme der Tiere verhindert. Hätte ich die Zeichen am Vorabend doch nur richtig gedeutet und nicht der Wärme und dem Bakterienwachstum bzw. der Vodka-Methode die Schuld gegeben! Auch das aktivieren der Luftpumpe war wirkungslos, weil nicht der Sauestoffgehalt des Wassers das Problem war, sondern die durch das Gift verursachte Unfähigkeit der Fische, den Sauerstoff aufzunehmen. Darum war auch das Resultat des Sauerstoff-Tests im grünen Bereich.
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Wie weiter?
Ich werde jetzt ein bis zwei Wochen mit viel Aktivkohle und Dennerle Clear-up das Becken reinigen. Zudem wechsle ich nochmals das Wasser in Etappen und reinige den Bodengrund. Danach setze ich nach und nach wieder Tiere ein. Zuerst Schnecken und Einsiedler, dann grössere Tiere. Wie am Anfang.
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Es können nur noch bessere Zeiten kommen. Die Muränen, die Nemos sowie der Putzerfisch können momentan bei Xingu besichtigt werden.

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