Freitag, 28. Januar 2011

Bang & Olufsen Planktonreaktor

Wie ich heute meine schicke Rosenvase anschaue, muss ich unweigerlich an einen Planktonreaktor denken. Planktonreaktoren sind meistens aus Plexiglas oder Glas gefertigte Säulen mit einer Luftzufuhr, einem Ablass zur Planktonentnahme im Boden sowie einer Beleuchtung. Mit derartigen Reaktoren lässt sich Phytoplankton als hervorragende Nahrung für Artemia oder auch Korallen züchten. Ein Planktonreaktor hat ausserdem eine schöne Nebenwirkung: Sein Farbeffekt stellt jede Designerlampe in den Schatten...kein künstliches Grün vermag echtes Plankton zu toppen.

Ok, machen wir aus der Vase einen Planktonreaktor!

Ein kurzer Besuch im Coop Bau & Hobby und meine Einkaufsliste wird in die Tat umgesetzt:
- 5 mm Glasbohrer
- Runder Leuchtkörper (Sparlampe von Philips)
- Drehventile von Gardena (Gartenzubehör)
- Plastiknippel Gardena
- 220 V - Kabel mit Schalter
- Plastikschlauch
...alles zusammen keine CHF 100.-. In der Mitte meines Einkaufs die Vase:
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Zwei Schichten Klebeband auf die Stelle, wo das erste Loch entstehen soll, damit der Bohrer auf dem runden Glas nicht abrutscht.

Eine Glasbohrung soll möglichst gekühlt durchgeführt werden. Improvisation ist also gefragt:

Die Bohrung führe ich ohne zusätzlichen Druck mit sehr niedriger Drehzahl durch. Auf den letzten Millimetern bohre ich von der Seite, nicht das mir die Bohrmaschine beim Durchbruch das Glas zertrümmert. Beim Bohren warte ich ständig auf das Zerspringen der Vase und schwitze Blut ...aber auf einmal ist da ein Loch:

Der Plastiknippel soll später als Schlauchkupplung dienen und passt perfekt in das Bohrloch:

Auch die zweite Bohrung auf der gegenüberliegenden Seite klappt wie geschmiert (...war ja auch geschmiert). In beiden Löchern steckt ein Plastiknippel (Gardena). Eine erste Füllung mit Wasser zeigt, dass beide Ablässe dicht sind. Trotzdem klebe ich die Nippel noch mit Silikon in die Bohrlöcher. An einem Nippel schraube ich einen Drehhahn (Gardena) für das bequeme Ablassen von Plankton:

Als neuer Standfuss für die Vase...äh den Planktonreaktor dient mir ein ausgedienter aber schöner Kalkstein-Blumentopf. Im Blumentopf wird die Rundlampe eingesetzt und das Stromkabel durch eine gebohrte Öffnung gezogen.

Damit das Glas rutschfest auf dem Topf aufliegen kann, überziehe ich die Oberkante mit Silikon:

Luftpumpe anschliessen, Plankton und Wasser rein, Strom an....und ich stehe wie ein kleiner begeisterter Junge, gefesselt von diesem leuchtenden Grün vor meinem neuen Planktonreaktor:

Die Luftzufuhr ist mit einem Rücklaufschutz gesichert. Momentan zieht im Sekundentakt eine Luftblase durch den Reaktor.

Als Reaktordach verwende ich den Deckel eines Oliven-Glases (Migros oder Coop), der sich mit der Zange um wenige Millimeter verbeugen lässt und dann perfekt passt. In der Mitte des Deckels steche ich mit der Aale ein kleines Loch als Luftauslass bzw. Nahrungseinlass (Dünger) durch.

Alle Elemente des Reaktors lassen sich ohne weiteres jederzeit austauschen...und das Beste ist: Ersatzteile gibt's in jedem Hobby-Center. Ich bin wirklich ein bisschen stolz auf mein geglücktes Experiment und bewundere nun meinen Designer-Planktonreaktor, der die kommerzielle Konkurrenz in Sachen Material, Verarbeitung, Wartungsfreundlichkeit und Bedienung weit hinter sich lässt ;)

Freitag, 21. Januar 2011

What's going on...

Zuerst das hier schauen...Medizin für gute Laune:
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Dann weiterlesen....
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Aus Angst vor den jüngsten Protestmobilisierungen gegen die Inaktivität in meinem Blog (http://www.andreas-horvath.ch/aquarium/tagebuch30.htm), nehme ich mir vor, wieder regelmässiger zu schreiben....in aquaristischer Hinsicht war ich nämlich sehr aktiv in letzter Zeit...

Vorab, das Becken läuft sehr gut im Moment. Kleine Algenschnäuze ärgern mich ein wenig, vermögen aber das schöne Gesamtbild nicht zu trüben.
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An meinem Geburtstag kommt Massi vorbei und schenkt mir eine Lysmata-Garnele. Wie ich ihm mein kleines aber immerhin bestehendes Algenproblem schildere, empfiehlt er die Zugabe von Carbonat, Calcium und Magnesium, was die erwünschten und optisch ansprechenden Kalkrotalgen schneller wachsen lässt und damit die hässlichen braun-grünen Algen verdrängt. Massi vertreibt im Moment in praktischen Dosen diese drei Supplemente:
  • Calciumchlorid Dihydrat zur Erhöhung des Calciumgehalts
  • Natriumhydrogencarbonat zu Erhöhung der Karbonathärte
  • Magnesiumchlorid Hexahydrat und Magnesiumsulfat Heptahydrat zur Erhöhung des Magnesiumgehaltes
Auf den Dosen ist gleich die Dosieranleitung:
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Massi schenkt mir ein Set von diesen Dosen, damit ich seinen Rat versuchsweise in die Praxis umsetzen kann. Momentan gebe ich einmal pro Woche je 4 Esslöffel Calcium, Carbonat und Magnesium zu. Ich löse die verschiedenen Pulver einzeln in je einem Liter Osmosewasser auf und gebe Sie langsam in die Filterströmung des Aquariums. Bisher erfolgten erst zwei Zugaben. Am Wochenende werde ich Calcium messen, um zu sehen, wo meine Werte momentan liegen.


Die Zucht von Artemia gelingt mir momentan recht gut. Ich kann zwei - drei mal pro Woche eine Fütterung mit lebenden Artemias (...klingt ja grausam...hmmm...ist es ja auch) vornehmen, ohne dass sich der Zuchtbestand reduziert. Die Artemias vermehren sich derart schnell (Lebengeburten!), dass eine Zugabe von neuen Nauplien bisher nicht notwendig war.

Die Zucht funktioniert momentan wie folgt:
  • 12L-Glasbecken mit Meerwasser, Salinität 45 (Vorher Plastikbecken...geht auch)
  • Kein Bodengrund (Hat sich als Brutherd für allerlei Unerwünschtes erwiesen)
  • Luftpumpe mit Nadel aus medizinischem Bedarf als Ausströmer
  • Heizer, um konstant 25 °C zu halten
  • Sparlampe mit Zeitschaltuhr (etwa 8 h Licht pro Tag als Ergänzung zum Lichteinfall durch Fenster)
  • Fütterung mit milchig-weissem Kochwasser aus der Reiszubereitung, angereichert mit Spirulina-Algenpulver (Microzell oder Liquizell, vgl. unten)
  • 1mal pro Monat 100 % Wasserwechsel...die Artemias haben keine Mühe damit.
  • Ph-Wert etc. schnurzegal




Hier meine bumsfreudigen Prachtkerlchen:


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Andreas Horvath (http://www.andreas-horvath.ch/) gibt mir einen Zuchtansatz Phytoplankton mit. Phytoplankton soll, glaubt man dem Internet, eine optimale Nahrung für Artemia sein. Bei Andreas haben wir ein paar Artemia in sein Becken mit Phytoplankton eingesetzt und tatsächlich zogen sie nach kurzer Zeit grüne Fäden (= Kot) nach. Sie fressen offenbar das Plankton, haben aber noch Verdauungsschwierigkeiten damit...vielleicht nur eine Umgewöhnung von meiner Reiskost.

Ich habe mir neben meinem Zuchtbecken aus einem alten Nescafé-Glas ein Behälter für die Vermehrung von Phytoplankton gebastelt...leider bin ich mir gar nicht sicher, ob es sich um Plankton handelt, das in Salzwasser überhaupt überlebt (?)...wir werden sehen.
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Zur Belüftung des Plankton-Behälters habe ich ein kleines Loch in den Deckel "geschmolzen"...d.h. eine Aale (Eine Art Schraubenzieher, aber spitzig) über dem Feuer erhitzt und durchgestochen, bis zum gewünschten Durchmesser. Durch das Loch stecke ich eine gut 10cm lange Nadel aus dem medizinischen Bedarf, auf welche sich der Rückflussschutz (i.d.R. normales Zubehör bei Luftpumpen) direkt passend aufstecken lässt. Am Rückflussschutz befestige ich den Gummischlauch, der am anderen Ende wiederum mit einer Nadel versehen ist, die sich einfach in den Schlauch für die Luftzufuhr des Artemiabeckens stecken lässt...so sind mit einem Schlauch, beide Gefässe mit Luft versorgt. Der Deckel des Kaffee-Glases ist übrigens nicht mehr Luftdicht, weil ich die Dichtung rausgenommen habe. Ich muss mir noch eine Fassung für kleine Glühbirchen kaufen, um sie im Deckel einzubauen...dann könnte man schon fast von einem Nescafé-Plankton-REAKTOR sprechen... Sollte sich das Plankton vermehren, werde ich es versuchsweise als Futter für Artemia verwenden.
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Samstag, 2. Oktober 2010

buntes Treiben...

Die Artemias wachsen zu ungeahnter Grösse an (teilweise über 1 cm)....und: Sie scheinen sich tatsächlich zu paaren, wie der nachstehende Schnappschuss der aquaristischen Sittenpolizei deutlich zeigt. Das Männlein hält ein Weibchen mit den Klauen fest...so lief das also zu Urzeiten:
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Montag, 27. September 2010

Zaubertrank funktioniert!!!

Nachdem ich vor 10 Tagen eine eigene Futtermischung für die Aufzucht von Artemia-Nauplien braute (vgl. letzter Beitrag) und täglich das Wasser damit anreicherte, so dass es immer leicht "neblig" war, wuchsen die Kleinen zu einer staatlichen Grösse an (Momentan im Schnitt etwa 5 mm). Nach rund einer Woche bemerkte ich, dass ein -sonst übliches- Massensterben (0 % Überlebensrate) ausblieb und die Population bei etwa 50 % Ausfall stagnierte. Ich konnte beobachten, dass viele der Artemias kleine Verdauungsfäden hinter sich herzogen, was mich dazu bewog, dem Futter etwas mehr Algen beizumischen, in der Annahme, dass dadurch die Verdauung etwas "flüssiger" werden könnte. Tatsächlich sind nun auch keine Verdauungsfäden mehr erkennbar.

Gestern ist mir mein Zaubertrank ausgegangen und so gab es Reis zum Nachtessen, damit ich das trüb-weissliche Abwasser mit Algenpulver vermischen und gefiltert in ein verschliessbares Glas füllen konnte. Daraus füttere ich jetzt vorläufig die Zöglinge.

Es ist eine wahre Freude vor dem Becken zu knien und die umherflitzenden Artemias zu beobachten....genauso hatte ich es mir immer vorgestellt. Natürlich ist an eine Verfütterung momentan nicht zu denken. Vorher möchte ich testen, ob sich die Artemias auch vermehren.
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Während mein Umfeld die Faszination für ein Meerwasseraquarium noch halbwegs nachvollziehen kann, scheint meine enorme Begeisterung für Miniatur-Salzkrebse doch Fragen aufzuwerfen... Wenn ich dann meine kleinen Artemias vorführe, sind die Reaktionen eher verhalten und erinnern mich daran, wie ich als 5jähriger meine ersten selbstgemalten Bilder den Erwachsenen zeigte... Egal, mich fasziniert das halt :)
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Artemias im Nebel...
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Fotoshooting:
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Freitag, 17. September 2010

Artemia "Experiment"

Meine bisherigen Artemia Zuchtversuche sind alle gescheitert, weil die Nauplien immer nach rund einer Woche eingingen. Für die letzten Versuche richtete ich gar ein kleines Meerwasseraquarium mit eingelaufenem Boden und Wasser aus meinem grossen Becken an und trotzdem ging mir der Zuchtansatz mehrmals ein. Gefüttert hatte ich meistens mit gefiltertem Mikrozell (Spirulina-Puder) oder mit Backhefe, weil dies in vielen Internetforen so propagiert wird. Zuletzt startete ich gar einen Versuch, bei welchem ich Artemia-Gefrierfutter auftaute und die Flüssigkeit in's Zuchtbecken gab, in der Annahme das darin die optimale Nahrung sein muss, weil die Artemias auch in dieser Flüssigkeit gezüchtet wurden. Leider scheiterte auch dieser Versuch.

Heute bin ich auf eine interessante Studie gestossen, welche die Aufzucht von Artemias mit unterschiedlichen Futterarten als Alternative zu Lebendalgen beschreibt:


Gemäss dieser Studie ist Hefe -entgegen vielen Aussagen im Internet- nicht als alleinige Nahrung für die Aufzucht geeignet (Nach 14 Tagen 90 % aller Artemias gestorben). Dies deckt sich immerhin mit meinen Erfahrungen. Mit verschiedenen Getreidemischungen (Weizen, Korn, Mais, Reis) können -gem. dieser Studie- Überlebensraten über 14 Tage von über 60 % erreicht werden. In der Studie wird nicht näher beschrieben, wie genau die Getreidemischungen hergestellt werden. Es wird bloss erwähnt, dass alle Mischungen von einem speziellen Anbieter stammen und als Mikro-Pulver aufbereitet sind. Die Ergebnisse zeigen, dass unter den besagten Konditionen bis zu 5'000 Artemia pro Liter Wasser angesetzt werden können, ohne dass die Überlebensrate unter 60 % fällt. Gefüttert wird bei diesem Besatz so, dass immer eine leichte Trübung des Wassers herrscht (Sichtweite 40 - 45 cm). Erstaunlich auch, dass das Versuchswasser Salinität 50 aufweist, was deutlich über der sonst verbreiteten Empfehlung (Salinität 35) liegt. Belüftet wurde das Versuchsbecken mittels eines Ventilators, der die Wasseroberfläche so belüftet, dass ein Sauerstoffgehalt von 4 ppm gewährleistet ist.
Drei Erkenntnisse übernehme ich für meinen laufenden Versuch (Nauplien vor 4 Tagen geschlüpft):
  • Fütterung mit Getreide-Puder (max. 5 Mikrometer) ergänzen, so dass Wasser immer leicht trüb (40 cm Sicht)
  • Minimale Belüftung
  • Salinität 50

Die Salinität in meinem 7-Liter Versuchsbecken liegt ohnehin schon bei 50 und die Belüftung ist auf ein Minimum eingestellt. Aber wie komme ich zu Getreide-Puder? In der Drogerie wollen sie mir Baby-Nahrung und Fitness-Flocken andrehen aber das wäre alles viel zu grobkörnig. Es kommt mir in den Sinn, dass sich das Wasser beim Reiskochen jeweils weisslich färbt, also koche ich kurzerhand ein bisschen Reis zu Mittag und giesse etwa in der Mitte der Kochzeit das vorige Wasser (etwa 3 dl) in eine separate Pfanne, um dort noch etwas mehr Wasser verdunsten zu lassen. Zudem richte ich Spirulina Pulver mit Wasser an (etwa 1 dl mit 4 Messerspitzen Spirulina-Puder bzw. Mikrozell), in dem ich die Mischung immer wieder durch ein extrem feines Sieb (von Auge keine Löcher erkennbar) tropfen lasse. Die angesetzte Spirulina-Flüssigkeit kippe ich in die Pfanne und gebe noch 1 Esslöffel Mehl durch ein Sieb hinzu und löse noch 1/4 Kaffelöffel Hefe darin auf. Dann lasse ich das Ganze noch etwa 20 Minuten kochen, so dass die Mischung leicht dickflüssig wird. Nachdem die Mischung ausgekühlt ist, lasse ich sie nochmals durch ein herkömmliches Küchensieb laufen, damit Eiweiss-Schlacken etc. hängen bleiben....und fertig ist das Festmahl für meine Artemia-Zucht. Ich fülle die Mischung in zwei Behälter (Zuvor mit Alkohol und danach Wasser ausgewaschen) und deponiere sie im Kühlschrank, damit ich nun jeden Tag ein paar Tropfen mit Wasser verdünnt in's Zuchtbecken geben kann, so dass immer eine leichte Trübung herrscht. Der Bodengrund im Becken besteht aus Zeolith-Steinen, die hoffentlich überschüssige Nährstoffe zu binden vermögen und so eine Art Filterwirkung haben.

Reis-Mehl-Spirulina-Hefe-Mischung ist am kochen:

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...und fertig ist der Zaubertrank:
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...im Zuchtbecken wimmelt es nur so von Nauplien, die sich hoffentlich über die erste Gabe meines Zaubertranks freuen:
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Nauplien etwa 4 Tage nach dem Schlüpfen:
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Donnerstag, 16. September 2010

Update

Beinahe 1 Jahr ist es her, als ich durch einen leichtsinnigen Versuch (Wodka-Methode) beinahe alles Leben im Becken verloren hatte.

Danach habe ich sehr langsam mit dem Wiederaufbau begonnen, den Tierbestand tief gehalten und dem Becken viel Zeit für Erholung gelassen.
Mittlerweile kann ich eine sehr positive Bilanz ziehen. Das Becken gedeiht prächtig und während meiner Abwesenheit (5 Wochen Divemaster-Kurs in Thailand) hat sich meine Tante Ruth -selber Aquaristikerin- täglich hervorragend darum gekümmert, dass dies auch so blieb. Ein unbezahlbarer Dienst.
Gesamtansicht:
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Der Hawai-Doktor ist fit und munter:
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Der Putzerfisch wird immer grösser...und hat den kleinen Nemo längst hinter sich gelassen...
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Der Zebrasoma ist ständig bemüht, dem Hawai-Doktor die Vormachtstellung im Becken streitig zu machen...
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Diese Anemone teilt sich im Schnitt alle 2 Monate, so dass ich mittlerweile 6 Stück habe.... Massi wird der dankbare Abnehmer werden müssen...
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...es wachsen gar Muscheln, die offenbar als blinde Passagiere schon lange im Becken auf bessere Bedingungen für ihr Aufwachsen warteten...
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Aus einem Stein kommen knallgelbe fächerartige "Dinger" heraus, die wunderschön ausschauen...(Bestimmung noch im Gange)...
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Auch die Röhrenkorralle überzieht, wo immer man ein Stück von ihr platziert, gleich ganze Flächen...
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Der kleine Nemo ist immer noch klein, aber offenbar langsam interessant für den grossen Nemo...jetzt müssen sich die beiden nur noch einig werden, wer Männchen und wer Weibchen sein soll. Offenbar nimmt jeweils der kleinere automatisch das männliche Geschlecht an. Dies wiederum würde aber heissen, dass der Grosse zum Weiblein konvertieren müsste, weil er vorher -als seine Herzensdame noch lebte- der Mann in der Anemone war. Jetzt kann ich immerhin verstehen, warum der grosse Nemo etwas aufgebracht war gegenüber dem Kleinen, wird er doch von ihm zu einer Geschlechtsumwandlung genötigt...müsste ich auch nicht haben.
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Dieser Barsch gehört meinem Vater und ich musste ihm vorübergehend Asyl gewähren, weil er seinen Artgenossen immer wieder attackierte. Hat er eigentlich eine Giftstachel auf dem Buckel?
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Man sieht schön, wie die Röhrenkoralle beinahe schon die gesamte Muränen-Höhle überzieht:
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Die 130 Franken für die Teppichanemone hätte ich mir gut sparen können, denn sie hat sich definitiv in einer schlecht einsebaren Ecke niedergelassen. Soll sie halt...ich hab schon lange aufgehört, mich ab Anemonen zu nerven (oder auch nicht)...
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Die Sternchenmuräne ist auf der Lauer...und neuerdings auf Diät. Sie wurde mir ein bisschen zu träge und bewegte sich nur gerade soviel, dass sie die Stinte packen konnte. Momentan gibt es alle 2 - 3 Tage eine grössere Stinte.
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Face-to-face mit der Nasenmuräne...
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Röhrenwürmer wuchern förmlich im Becken...und sogar junge Schnecken (mit Häuschen) sehe ich jeweils am morgen an der Frontscheibe.
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Der Einsiedler vergeht sich an einem Mini-Seestern...
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Die Fungia wächst auch langsam aber fortwährend. Noch immer lege ich ihr ab und zu ein kleines Stückchen Fleisch auf die äusseren Tentakel. Die Gabe gibt sie dann von Tentakel zu Tentakel weiter, bis sie schliesslich in der Mundöffnung landet.
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Mein letztes Artemia-Experiment (die Wortwahl ist bescheidener geworden) ist kläglich gescheitert. Ich hatte (vgl. letzter Beitrag) eine Art Mini-Aquarium mit viel Mulm und ein wenig Sand eingerichtet um den Artemias ein naturnahes Habitat zu bieten. Tatsächlich entwickelten sich Kopepoden, kleine Seesterne, Würmer, etc....aber die Artemias starben stets nach rund einer Woche...unabhängig davon, ob ich leicht fütterte oder nicht. Ich hab dann sogar von Massi noch lebende Artemias bezogen, die dann allerdings auch nach ein paar Tagen eingingen. Als dann das Becken so wie unten aussah, beschloss ich, es nun zu räumen (Tiere in's grosse Becken) und neu einzurichten.
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Momentan versuche ich die frisch geschlüpften Nauplien (Jung-Artemien) in Wasser mit Salintät 50 gross zu ziehen...vielleicht waren ja Bakterien oder Pilze für das Sterben der Artemia verantwortlich. Solche ungeliebten Gäste würden bei dieser Salinität hoffentlich nicht überleben, Artemia sind dagegen prädestiniert für ein Leben im Salz, kommen sie doch hauptsächlich in Salzseen vor. Als Bodengrund habe ich mich nun nicht mehr für feine Algen und Sand entschieden, weil ich beobachten konnte, dass sich die Artemien in den Algen verfangen hatten und dann eingingen. Diese Mal habe ich Zeolith-Steinchen als Bodengrund gewählt, in der Hoffnung, dass diese unerwünschte Stoffe binden und so den Zuchtansatz davor schützen.
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Füttern tue ich dieses mal mit einer Mischung aus aufgelöster Hefe und gefiltertem Mikrozell (Spirulina Algen). Die Mischung lasse ich mehrmals durch ein sehr feines Sieb (von blossem Auge keine Löcher erkennbar) tropfen, so dass wirklich nur die kleinsten Partikel in's Becken kommen. Mikrozell ist sonst zu grobkörnig für die Nauplien.
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Dienstag, 29. Juni 2010

Aller Anfang ist -einmal mehr- schwer...

Die ersten vier Tage nach dem Schlüpfen und nach der Übersiedlung in das grosse Becken haben sich die Nauplien prächtig entwickelt, waren zackig unterwegs und schienen sich, den Verdauungsfäden nach zu urteilen, auch zu ernähren. Am Tag Fünf nach der Übersiedlung fiel mir erstmals am Morgen auf, dass die Nauplien etwas langsamer unterwegs sind....liegt es an der Temperatur...oder gar am Sauerstoff? Am Tag Sieben sind auf einen Schlag nur noch etwa 20 % der Jungartemien am leben und während der nächsten drei Tage sollten schliesslich alle eingehen.
Also mal so viel zu Zuchtanleitungen im Sinne von: "Wasser, Salz, Luftpumpe und Futter und schon gibt's haufenweise Artemias". Forget it. Stundenweise durchkämme ich das Internet nach brauchbaren Zuchtanleitungen aber alle scheinen aus dem selben Horn zu blasen...und bei den meisten wird das Massensterben nach rund einer Woche als "halt normal" hingenommen... Nur ein kurzer Bericht aus Deutschland scheint etwas fundierter zu sein: http://www.lebendfutter-zucht.de/ausruestung1.html
Der Autor setzt sich mit dem Phänomen des Massensterbens auseinander und mutmasst, dass es den Artemien an richtigen Bakterien bzw. richtigem Futter fehlt. Was mir gefällt, ist sein Ansatz, dass man doch eigentlich versuchen sollte, die natürliche Umgebung der Artemien möglichst getreu nachzubilden. In einem Forum stosse ich zudem auf einen Erklärungsversuch, der den Nitrit-Peak (Anstieg von schädlichem Nitrit bei Neuansetzung eines Aquariums, der aber zum Einfahren des Stoffwechselkreislaufs dazu gehört) als Ursache für das Massensterben in's Zentrum stellt. Dem entgegen steht Massi's Aussage, dass Artemias seiner Erfahrung nach relativ Nitrit-resistent sind.
Der kleinste gemeinsame Nenner für all diese Mutmassungen würde sich doch eigentlich relativ einfach umsetzen lassen:
Die natürliche Umgebung von Artemias in einem Aquarium "nachbauen", das Becken schön einfahren lassen, damit sich alle für die Aufzucht notwendigen Algen und Bakterien bilden, und schlussendlich die Nauplien einsetzen.
So mach ich's! Als erstes bei der Natur die Umgebungsparameter abschauen...wo gibt es den Artemia in der Natur? Gemäss Wikipedia ist eines der weltgrössten Artemiavorkommen in den Salzseen in Utah (USA). Das Utah Water Science Center hat eine Website mit Informationen über verschiedene Wasserparameter (Temperatur, Salinität, PH-Wert, Planktonvorkommen, etc.) dieser Salzseen. Bsp.:
Detritus (Faulresten) scheinen dieser Website nach die Grundlage für die Entstehung von Bakterien und Plankton zu sein, welche wiederum zusammen die Hauptnahrung der Artemia-Nauplien bilden. Also offenbar braucht es einen Detritus-haltigen Bodengrund, der zusammen mit einer Planktonkultur die Basis für die gesamte Aufzuchtumgebung darstellt. Warum also sehen breitgestreute Aufzuchtanleitungen reines Salzwasser vor, das lediglich mit Aufzuchtfutter angereichert wird? ...das entbehrt sich völlig den realen Aufwuchsbedingungen von Artemien. Wir kaufen ja auch keine Doktorfische und setzen sie in frisch angesetztes Salzwasser...
Ich brauche also eingefahrenes Salzwasser, das bereits Bakterien enthält, Detritus und eine Starterkultur für Phytoplankton. Salzwasser und Detritus sauge ich problemlos aus meinem Meerwasser-Aquarium ab. Zusammen mit etwas eingefahrenem Sand bilde ich so den stark detritus-haltigen Bodengrund im kleinen Aufzuchtbecken (30 % Mulm/Detritus, 70 % Sand, zusammen etwa 5mm hoher Bodengrund). Ich gebe noch ein paar grössere Algen aus den Filterkästen meines grossen Aquariums in das Aufzuchtbecken, um dort allfällig auftauchendes Nitrat zu verstoffwechseln. Mit Belüftung lasse ich das Becken so eine Woche laufen. Eingefahren sind ja eigentlich alle Komponente, so dass es nicht erstaunt, dass Nitrit und Nitrat auch nach dieser Woche auf Null sind. Im Übrigen hat sich bereits ein feiner hellgrüner Algenteppich auf dem Beckengrund gebildet. Massi gibt mir noch ein vielversprechender Tipp: Um Phytoplankton zu erzeugen, soll ich direkt Artemia-Trockeneier in's Aufzuchtbecken geben, weil an diesen Eiern offenbar Planktonspuren aus dem natürlichen Habitat haften und im Wasser wieder zum Leben erweckt werden können. Leider kam dieser Tipp etwas spät, weil ich heute bereits die ersten, frisch-geschlüpften Nauplien wieder in das Aufzuchtbecken überführt habe. Besser wäre es also, die Nauplien nicht in einem separaten Behälter schlüpfen zu lassen, sondern einfach die Eier direkt in's Aufzuchtbecken zu geben...also wieder sehr nahe der Natur.
Auf jeden Fall, lasse ich meinen "Natur"-Versuch jetzt mal laufen...gegen Ende Woche wird's voraussichtlich wieder spannend.