Wie ich gestern voller Vorfreude auf meine Muräne nach Hause komme, sehe ich sie regungslos am Grund liegen. Sie ist leider tot.
Unabhängig davon, ob ihre Vorgeschichte, der Transport oder der kurze Aufenthalt in meinem Becken zum Tod beigetragen haben, bin am Ende immer ich als "Endkonsument" oder eben Nachfrager schuld daran, dass wieder ein wildes Tier eingegangen ist, obschon es allenfalls im Meer noch lange hätte leben können.
Ich glaube vom moralischen Standpunkt her ist das eine der schwierigsten Situationen, mit der ein Aquarianer umgehen muss. Wir sind alle tierlieb und naturverbunden, nehmen uns aber das Recht heraus, wilde Tiere als Wohnzimmer-Spektakel einzufangen, und das bewusst auf die Gefahr hin, dass sie eingehen.
Diese Doppelmoral schlummert ein bisschen in jedem von uns. Teilweise lässt sich die Gefangenschaft von Tieren dadurch rechtfertigen, dass Sie einen repräsentativen Auftrag für die Tierwelt übernehmen und den Menschen auf die Natur sensibilisieren. Fraglich, ob ein Wohnzimmeraquarium selbst unter diesem Aspekt verhältnismässig ist.
Als Aquarianer kann ich nun zwei mögliche Schlüsse aus diesem Vorfall ziehen:
- Ich erwerbe keine Muräne mehr, weil ich nicht als Einzelner dazu beitragen möchte, dass Muränen weiterhin gefangen werden und in Aquarien eingehen.
- Ich tue das Eingehen meiner Muräne als unglücklichen Vorfall ab und versuche es nochmals. Dies auf die Gefahr hin, dass ich, sollte es denn nochmals schief gehen, dann zwei Muränen auf dem Gewissen hätte.
Keine einfache Entscheidung und gerne würde ich sagen, dass ich noch unentschlossen sei. Tatsächlich schreit aber der Egoist in mir nach einem zweiten Versuch. "Es geht doch auch in diversen anderen Aquarien, also muss es auch bei mir funktioneren", rede ich mir ein.
Am Samstag werde ich noch mit Massi darüber sprechen und seine Meinung abholen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen